Zeitzeugen zur ehemaligen Batteriefabrik gesucht
Während des Zweiten Weltkriegs verließen hier Taschenlampen und die dazu gehörenden Flachbatterien das Werksgelände. Fast alle Lampen und die dazu gehörigen Stromquellen gingen an die Wehrmacht, gedacht für die persönliche Ausrüstung der Soldaten. "In der Pertrix-Batteriefabrik wurden aber auch Zünderbatterien für die Luftwaffe produziert. Wegen der kriegswichtigen Produktion wurden bei Pertrix zahlreiche Zwangsarbeiter eingesetzt", berichtet Uta Fröhlich vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit.
Die Historikerin arbeitet die Geschichte des Zwangsarbeitereinsatzes in dem Schöneweider Unternehmen auf. Sie hat bereits mehrere Zeitzeugen gefunden, darunter eine Polin, die bis 1945 bei Pertrix gearbeitet hat. Es gibt Listen mit den Namen von 1200 Menschen, die am Bruno-Bürgel-Weg Zwangsarbeit leisten mussten.
"Frühere Zwangsarbeiter haben von den schlechten und gefährlichen Arbeitsbedingungen berichtet. Unter anderem wurden in der Batteriefabrikation ja giftige Chemikalien eingesetzt. Die ausländischen Arbeiter waren oft so hungrig, dass sie nach eigenen Berichten das Mehl zum Eindicken des Batterieelektrolyts gestohlen und gegessen haben", berichtet Uta Fröhlich.
Zur Pertrix-Batteriefabrik gehörten drei Zwangsarbeiterbaracken auf einem Nachbargrundstück und später noch eine Baracke auf dem eigentlichen Betriebsgelände. Für das Zeitzeugenprojekt des Dokumentationszentrums werden jetzt noch Personen gesucht, die als deutsche Mitarbeiter von Pertrix oder als Anwohner im Umfeld des Unternehmens vom Leben und Einsatz der Zwangsarbeiter berichten können. Außerdem benötigt werden private Fotos oder Filmaufnahmen, die die Arbeit oder das Fabrikgelände während des Krieges oder kurz danach zeigen.
Ein paar Taschenlampen und eine der alten Taschenlampenbatterien hat Historikerin Fröhlich schon als Spende erhalten.
Gesucht wird aber zum Beispiel noch eine der kriegswichtigen Zünderbatterien, mit denen an Bord der Luftwaffenflugzeuge die Bomben kurz vor dem Abwurf scharf gemacht wurden. Im Militärarchiv von Freiburg hatte Uta Fröhlich dazu schon Kopien der Lieferscheine gefunden, mit denen Pertrix-Mitarbeiter die Ablieferung der Batterien an die Luftwaffe dokumentiert hatten.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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