Totgesagte leben länger
Studentendorf Schlachtensee besteht seit 60 Jahren
Großes Fest in der Wasgenstraße 75: Im Studentendorf Schlachtensee wurde am 10. Dezember das 60-jährige Bestehen gefeiert.
Prominente Gäste gab es auch. Eingeladen waren Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) und Professor Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität (FU) Berlin. Ein Programm auf dem Dorfplatz, eine Ausstellung in Haus 10 und eine Party ergänzten den Festtag.
Das Studentendorf wurde 1959 eröffnet und war ursprünglich der FU angegliedert. Entworfen und gebaut haben es die Architekten Hermann Fehling, Daniel Gogel und Peter Pfankuch sowie der Gartenarchitekt Hermann Mattern.
Finanziert wurde das Dorf vom US-amerikanischen Außenministerium und der Ford Foundation mit rund zehn Millionen D-Mark. Hier sollte die künftige akademische Elite, entsprechend dem Reeducation-Programm der Vereinigten Staaten, nicht nur ein Zuhause finden, sondern auch politische und demokratische Bildung erfahren. Den Grundstein legten die US-Botschafterin Eleanor L. Dulles und Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister von Berlin, am 10. Dezember 1957.
Das Studentendorf wurde 1991 als Bau- und Gartendenkmal eingetragen. Ende der 1990er-Jahre plante der Senat den Abriss des Dorfes. Das Geld für notwendig gewordene Sanierungen fehlte. Stattdessen sollte auf der Fläche ein Wohnstandort für Familien entstehen. Die Bewohner protestierten, ein Freundeskreis bildete sich. Daraus entstand 2002 die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee eG, die die Anlage für zehn Millionen D-Mark kaufte. Mit Fördermitteln der Bundesregierung und weiterer Unterstützer wie der Stiftung Deutscher Denkmalschutz wurde die Sanierung ermöglicht. Sie läuft seit 2006 und soll 2023/24 komplett abgeschlossen sein.
Menschen aus nahezu 100 Nationen leben heute im Dorf, wie Andreas Barz, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, berichtet. „Das Studentendorf hat eine Architektur von Weltrang, die Siedlung verbindet wichtige Prinzipien der Baukunst des 20. Jahrhunderts.“ Die Siedlung hat bereits viele Auszeichnungen erhalten, beispielsweise den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2017. Aktuell ist das Dorf für den Deutschen Bauherrenpreis 2020 nominiert.
Bis auf zwei Wohnhäuser und das Gemeinschaftshaus H14 sind alle Gebäude inzwischen saniert. „H14 soll zur Stadtkrone der Demokratie im Südwesten werden, ein neuer und lebendiger Begegnungsort soll entstehen“, sagt Barz.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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