Ein Leben für den Sport
Erinnerung an Hildegard und Manfred Harter

Hildegard und Manfred Harter kurz nach ihrem 70. Hochzeitstag im Jahr 2016. | Foto:  Thomas Frey
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  • Hildegard und Manfred Harter kurz nach ihrem 70. Hochzeitstag im Jahr 2016.
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Am 12. Dezember 2021 ist Hildegard Harter kurz vor ihrem 103. Geburtstag gestorben. Manfred Harter folgte ihr nur wenige Monate später am 29. Juni. Er wurde 97 Jahre alt. Sie waren 75 Jahre verheiratet.

Nicht nur diese Daten stehen für zwei außergewöhnliche Leben. Ein wichtiges gemeinsames Band war der Sport. Hildegard und Manfred Harter haben sich beim TSV Staaken kennengelernt, waren dort viele Jahre Ehrenmitglieder und stellten in puncto Vereinstreue einen Rekord auf, der kaum noch überboten werden kann.

Die erste Begegnung mit dem Ehepaar fand im Jahr 2010 statt. Tochter Monika hatte sich damals beim Spandauer Volksblatt gemeldet. Ihre Familie bringe es auf inzwischen 216 Jahre Mitgliedschaft beim TSV Staaken, erzählte sie.

Hildegard Harter ist dem Verein 1930 im Alter von elf Jahren beigetreten. Manfred Harter war neun, als er 1934 zum TSV kam. Ihre Tochter wurde 1950 mit vier Jahren Mitglied. Die Zeit seit 2010 und bis zum Tod der Eltern hinzuaddiert, sind daraus 241 Vereinsjahre geworden, davon 91 Jahre für Hildegard und 88 Jahre für Manfred Harter.

Erfolgreiche Handballer

Eine Mitgliedschaft, die lange Zeit aktiv und erfolgreich betrieben wurde. Hildegard Harter war Leichtathletin und vor allem Handballerin. Schon mit 15 Jahren spielte sie in der Frauenmannschaft. Besonders ihre Sprungkraft galt als außergewöhnlich. "Manche Herren erzählten mir, sie kämen nur zu unseren Spielen, um meine Würfe aus der Luft zu sehen", erinnerte sie sich lächelnd bei einem Besuch.

Manfred Harter spielte ebenfalls Handball, außerdem Faustball. Später war er Pressewart und schrieb für Zeitungen, vor allem für das Spandauer Volksblatt in dessen Anfangsjahren. Neben Sportartikel, speziell zum Handball, habe er auch Beiträge über Ereignisse in Staaken verfasst, erzählte er, schrieb über Feuerwehr- und Polizeieinsätze und einen Lottospieler aus dem Ortsteil, der Ende der 1940er Jahre die damals ziemlich hohe Summe von 3500 Mark gewonnen hatte.

Ein Leben für den Sport, wenn auch natürlich nicht ausschließlich. Darüber hinaus hatte das Ehepaar eine, gerade für ihre Generation eher ungewöhnlich Biografie. Etwa dadurch, dass beide berufstätig waren. Hildegard Harter arbeitete bis Kriegsende bei einer Firma in West-Staaken, die Eintrittskarten herstellte. Später war sie unter anderem als Fischverkäuferin, in einer Gärtnerei, schließlich im Büro der Kirchengemeinde beschäftigt. Manfred Harter lernte Fernmeldetechniker und war in diesem Beruf für die Polizei tätig. Und gemeinsam verdiente das Paar auch einige Zeit lang Geld als Filmvorführer im ehemaligen Capitol-Kino an der Eichholzbahn.

Der Verein als Heimat

Der Sport und besonders der TSV Staaken sei aber immer ein Stück Heimat gewesen, betonte das Ehepaar schon vor mehr als zehn Jahren. Die Zusammengehörigkeit wäre zu manchen Zeiten auch weit über die eigentlichen Vereinsaktivitäten hinausgegangen. Das galt vor allem während des Krieges, als sich die Frauen trafen, um Briefe an ihre Männer, Freunde oder Söhne an die Front zu schreiben.

Als Manfred Harter nach kurzer Gefangenschaft aus dem Krieg zurückkehrte, wurde sehr schnell danach geheiratet. Die Hochzeit fand am 23. Januar 1946 statt. Die Erinnerungen an diesen Tag erzählten vor allem von einer Zeit der Entbehrungen. Das Kleid und der Anzug wurden aus recycelten Textilien hergestellt. Nach der standesamtlichen Trauung im Rathaus Spandau musste der Weg nach Staaken zu Fuß zurückgelegt werden. Das kirchliche Jawort gab es im Büro des Pfarrers, denn die Kirche in der Staakener Gartenstadt konnte nicht beheizt werden. Und als Hochzeitsessen gab es ein gespendetes Kaninchen.

Der Heiratstermin hatte übrigens ebenfalls mit den sportlichen Interessen des Paars zu tun. Er fiel nämlich auf einen Mittwoch, worüber sich ihre Familien wunderten. Die hätten lieber am Wochenende gefeiert. Sie hätten erzählt, da wäre kein Termin beim Standesamt mehr frei gewesen, berichteten die Harters sieben Jahrzehnte später. Was geschwindelt war. Der wahre Grund: Am darauffolgenden Sonnabend fand der erste Spandauer Sportlerball nach dem Krieg statt. Den wollten Hildegard und Manfred Harter unbedingt besuchen. Und zwar schon als Ehepaar.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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