Villa Grips erzieht die Jüngsten musikalisch
Als sich Kathrin Siggel ans Klavier setzt, tritt Emily ganz dicht an die Tasten, lässt ihre Augen wandern zwischen dem Notenheft und den Händen ihrer Erzieherin. Auch Lenni und Jorgos lugen nun auf die Tasten. Gemeinsam trällert das Quartett "Alle meine Entchen". Musikstunde in der Villa Grips.
Wenn Gründerin Nicole Latzel gegen 8 Uhr aufschließt, erwartet sie kurz darauf zehn junge Besucher. Bald schon sollen hier, im Erdgeschoss einer denkmalgeschützten Villa in der Akazienallee, mehr als dreimal so viele Kinder vom Krippenalter bis zur Schulreife die Tage verbringen. Selbstentfaltung und Vorschularbeit - das sind dabei die Schlüsselworte. "Zu unserer musikalischer Frühausbildung gehören Morgenkreise am Klavier", verspricht Latzel einen klangvollen Start in den Tag.
200 Quadratmeter messen die Räume, die drei Monate zuvor noch Wohnfläche waren. Zwischen den neutral-weißen Wänden soll immer das zählen, wonach die kindliche Kreativität gerade drängt. Auffällig ist der Witz im Detail: Ein sperriger Heizkörper, an dem sich die Kleinen hätten verbrennen können, verwandelte man mit Hilfe eines ausgeklügelten Holzgerüsts zur Murmelbahn. In einem Aquarium glotzen 110 Neonfische auf das spielerische Treiben jenseits der Scheibe. Tritt man vor die Tür, lässt ein Blick auf den Pavillon vermuten, dass sich die Erziehung im Sommer oft an der frischen Luft abspielen wird.
Im September 2012 liefen die Planungen zur Gründung der Kita an. Latzel engagierte vier Erzieher und einen Koch, der nicht nur hochwertiges Essen auftischt, sondern abseits der Küchenroutine auch andere Aufgaben versieht. Bei der Villa Grips handelt sich um eine öffentliche Kita, bei der Eltern einen geringen Zuschuss zahlen. Täglich wächst die Bewerberliste.
30 bis 50 Prozent der Plätze will die 42-jährige Leiterin Betrieben anbieten, die für ihre Mitarbeiter Kitaplätze sichern. Bis vor zwei Jahren stand Latzel übrigens genau auf der anderen Seite, musste ihre eigenen Kinder versorgen, während eine anstrengende Arbeit rief. "Ich habe vorher in der Wirtschaftsprüfung und in der Unternehmensberatung gearbeitet, zuletzt bei einem Medienkonzern. Aber ich habe gemerkt: Es muss auch noch etwas anderes geben." So waren der zweifachen Mutter Kinder letztlich wichtiger als die Karriere. Und wie man sieht, nicht nur die eigenen.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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