Adlershof. Ein altes Fabrikgebäude aus Backstein am Büchnerweg. Dahinter fast genau so alte Maschinen und zwei engagierte Berliner. Hier ist die Heimat der „Lettertypen“.
Beim Betreten der Räume fällt sofort ein eigenartiger, nicht unangenehmer Geruch auf. „Das ist eine Mischung aus Papier, Druckfarbe und Maschinenöl“, verrät Daniel Klotz, einer der beiden Lettertypen. Klotz ist Schriftsetzer, hat schon als Kind am Handsetzkasten gestanden und mit seinem Kollegen Ralf Fischer gemeinsam die fast hundert Jahre alte Adlershofer Buchdruckerei gerettet. Der drohte nach der Geschäftsaufgabe durch den Vorbesitzer die Verschrottung. Jetzt betreiben Fischer und Klotz eine Art produzierendes Museum. Im Mittelpunkt der Druckerei steht die tonnenschwere Johannisberger Schnellpresse von 1924, die im Format A 0 (84,1 x 118,9 cm) drucken kann. „Wir machen die Maschine gerade wieder betriebsfähig und reparieren das Transportsystem“, erzählt Daniel Klotz.
Der Schriftsetzer und der Buchdrucker haben seit vielen Jahren eigene Firmen, mit denen sie ihr Geld verdienen. Dabei sehen sie den Betrieb der historischen Druckerei aber keineswegs als Hobby.
„Immer mehr junge Leute haben wieder ein Faible für solide Handwerksarbeit und lassen Hochzeits- und Visitenkarten auf unseren historischen Maschinen drucken“, erzählt Ralf Fischer. Kürzlich waren australische Studenten in der Druckerei, die hier Plakate auf den alten Maschinen gedruckt haben. Fischer und Klotz können sich aber auch vorstellen, Bücher n kleineren Auflagen zu drucken. Das Know-How für eine Handbindung bringt Buchbinder Fischer ja mit. Vor kurzem hat der Bundesrat den Prospekt für eine Veranstaltung bei den Lettertypen drucken lassen.
Beim Rundgang schlägt das Herz jedes Technikbegeisterten hoch. Neben der bereits erwähnten Maschine warten ein Heidelberg Cylinder, eine Zylinder-Schnellpresse von Schelter & Giesecke, Grafopress-Tiegeldruckmaschinen und eine Linotype Zeilengießmaschine auf Bewunderer und natürlich auf Aufträge.
Geplant sind regelmäßige Führungen und Druckkurse für Grafiker, Künstler und alle anderen Interessenten mit Freude am alten Handwerk.
Der Erfinder des Buchdrucks Johannes Gutenberg (1400-1468), der uns vor 500 Jahren für Normalbürger erschwingliche Bücher im Regal beschert hat, hängt übrigens gleich in zwei Bildern an der Wand, auf einem sogar als Heiliger dargestellt.
Am 20. (12-20 Uhr) und 21. Juni (12-16 Uhr) können Sie übrigens im Büchnerweg 92 einen Blick hinter die Kulissen werfen. Dann zeigen die „Lettertypen“ neben ihrer Technik auch gemeinsam mit der Stiftung Buchkunst die 25 schönsten deutschen Bücher des Jahres 2014, ausgewählt aus rund 800 vorgeschlagenen Titeln. www.dielettertypen.de
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