Gedenkort zur Geschichte einrichten
Wie lebten die Vertragsarbeiter in der DDR?
Im Bezirk soll in geeigneter Weise die Geschichte der Vertragsarbeiter in der DDR dokumentiert werden.
Das beantragt die SPD-Fraktion in der BVV. Das Bezirksamt soll prüfen, wie auf angemessene Art daran erinnert werden kann. An geeigneter Stelle solle ein Informations- und Erinnerungsort geschaffen werden. Er könnte zum Beispiel im geplanten Quartier „Gehrenseehöfe“ entstehen.
Bei der Schaffung dieses Informations- und Erinnerungsorts sollte auf bereits bestehende Beschäftigung mit dem Thema zurückgegriffen und geprüft werden, wie Vertragsarbeiter zum Beispiel mit einer Ausstellung gewürdigt werden können. Auch die Partnerstädte in ehemaligen Vertragsstaaten müssten einbezogen werden.
Seit den 1960er Jahren warb die DDR verstärkt sogenannte Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter an. Diese kamen vor allem aus Vietnam, Mosambik und Kuba. Zunächst mit Aus- und Weiterbildung motiviert, wurden sie später auch zur Deckung des Mangels an billigen Arbeitskräften für schlecht bezahlte und/oder gefährliche Arbeitsplätze ausgenutzt. Die Aufenthaltsdauer war begrenzt. Ein Familiennachzug wurde nicht erlaubt und Kontakte zu Einheimischen waren von den zuständigen Behörden zu genehmigen. So lebten die Vertragsarbeiter in der Regel abgeschottet, in Lichtenberg vor allem in den mittlerweile verfallenen Häusern an der Wollenberger und der Gehrenseestraße.
Der Bezirk soll die bevorstehende neue Bebauung dieses Gebiets, das unter dem Arbeitstitel „Gehrenseehöfe“ zu einem Wohnquartier entwickelt werden soll, zum Anlass nehmen, um die Rolle der Vertragsarbeiter im Bezirk und in der DDR insgesamt zu beleuchten und an ihre Bedeutung für die DDR erinnern, bevor diese Erinnerung verlorengeht, heißt es aus der SPD-Fraktion.
„Die Geschichte der Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter in der DDR ist ein noch wenig beleuchtetes Kapitel“, erklärt Henning Wolff, Sprecher für Weiterbildung und Kultur der Fraktion. „Sie vertiefter zu recherchieren eröffnet auch die Möglichkeit, Neues, bisher Unbekanntes zu erfahren.“ Mit diesem Vorschlag wird sich nun der Kulturausschuss der BVV befassen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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