An der Spree stand einst eine slawische Siedlung
Jürgen Krämer, von 1971 bis 1988 offizieller Chronist von Treptow, hatte sich nach einem Berliner-Woche-Beitrag über den Zenner-Neubau gemeldet und Informationen aus einer Fachzeitschrift von 1955 zur Verfügung gestellt. "Darin berichtet der damalige Bodendenkmalpfleger Waldemar Stroberger von seinen Beobachtungen am Rand der Bauarbeiten. Eine archäologische Grabung war seinerzeit leider nicht möglich", sagt Jürgen Krämer.
In dem Text von 1955 wird deutlich, dass bei Zenner verzierte Scherben aus slawischer Zeit (um 1000) gefunden wurden. Der Bagger hatte sie beim Ausheben der Baugrube aus bis zu vier Metern Tiefe zutage gefördert. "Es scheint einwandfrei erwiesen, dass hier die Wiege von Treptow zu suchen ist", schreibt der Denkmalpfleger in seinem Artikel. Entdeckt hat er außerdem zahlreiche Holzpfähle als Reste von Uferbefestigungen - sogenannte Faschinen. Außerdem wurden Reste eines Grabens gefunden. Der Autor schlussfolgert, dass hier bereits ein slawischer Burgwall gewesen sein muss. Steinerne Zeitzeugen dafür gab es jedoch nicht. Dafür fanden sich nach seinen Angaben zahlreiche Scherben von Flaschen, die um 1755 hergestellt worden waren und mit Ortsbezeichnungen wie Chorin, Annenwalde und Tornow gekennzeichnet waren. Bereits 1727 hat es hier einen Bierausschank, die sogenannte Spreebudike gegeben, vermutlich stammten die Flaschenreste aus diesem Wirtshaus.
Auf dem Zenner-Areal wurden beim Bau vor 60 Jahren auch drei alte Brunnen gefunden. Reste eines hölzernen Ziehbrunnens wurden an das Märkische Museum übergeben.
Auf der heute zum Parkplatz hin liegenden Seite der im Bau befindlichen Gaststätte fand der Bodendenkmalpfleger keinerlei Spuren der Vergangenheit, nur meterdicke Aufschüttungen. "Vermutlich geschahen diese Aufschüttungen beim Bau des Spreetunnels für die Straßenbahn", meint der Autor von 1955.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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