Rainer Wille ist der dienstälteste Kapitän bei Stern und Kreis

In der Innenstadt muss Rainer Wille oft das Funkgerät benutzen. | Foto: Ralf Drescher
4Bilder
  • In der Innenstadt muss Rainer Wille oft das Funkgerät benutzen.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Alt-Treptow. Sein Haus steht in Kaulsdorf, aber der Treptower Hafen ist seit fast einem halben Jahrhundert seine zweite Heimat. Nach 47 Dienstjahren geht Rainer Wille vier Wochen vor Weihnachten in Rente. Als dienstältester Käpt’n der Stern und Kreis Schiffahrt.

Dabei ist er eigentlich kein Kapitän, sondern ein Schiffsführer. Eine Kapitänsmütze braucht er nicht und die vier goldenen Streifen kommen nur für das offizielle Foto auf das blütenweiße Hemd, an dem man schon von Weitem den Chef erkennt. Derzeit führt er das Motorschiff „Stern“ mit 90 Plätzen. Eingesetzt wird es vor allem für die beliebten einstündigen Innenstadtfahrten.

Um zum Anleger am Berliner Dom zu kommen, sind rund 60 Minuten Anfahrt und die Schleusung in der Mühlendammschleuse nötig. Zeit genug, für ein Gespräch mit Käpt’n Wille.

Der stammt eigentlich aus Mahlsdorf, hat aber als Kind viel Zeit bei den Großeltern an der Müggelspree in Neu-Venedig verbracht. Dort wurde die Liebe zum Wasser geweckt. „Mit 14 hatte ich schon ein eigenes Paddelboot, habe damit Spree und Müggelsee erkundet und bin auf eine Brause zum Restaurant Neu-Helgoland geschippert“, erzählt er. Der Großvater war es auch, der ihm den Weg zum VEB Fahrgastschiffahrt ebnete. Dort erlernte Rainer Wille den Beruf des Matrosen der Binnenschiffahrt, fuhr eine Zeit lang als Bootsmann und bekam die begehrte Delegierung zum Schiffsführerlehrgang. „In der Saison 1974 hatte ich mit der ,Picasso‘ mein erstes eigenes Schiff, fuhr damit von Friedrichshagen über Müggelspree und Löcknitz nach Alt-Buchhorst“, erinnert sich Rainer Wille.

In den folgenden vier Jahrzehnten hat er viele der Schiffe gefahren, die im Treptower Hafen ihre Heimat hatten. In den 70ern ging er sogar mit dem Kabinenschiff „Spree“ auf sechstägige Kreuzfahrten von Lehnitz nach Stettin. Aus DDR-Zeiten stammt noch der bei Kollegen immer noch beliebte Spitzname Zille-Wille. Erstens sieht Wille dem berühmten Pinselheinrich jüngerer Jahre durchaus ähnlich und zweitens hat er mehrere Jahre das Motorschiff „Heinrich Zille“ geführt.

Nach dem Mauerfall startete er im Februar 1990 mit seinen Kollegen aus dem Treptower Hafen zu einer ersten Bereisungsfahrt gen Westen, um die Örtlichkeiten kennenzulernen. Ab Frühjahr 1990 waren die Schiffe der „Weißen Flotte“ dann wieder in ganz Berlin unterwegs.

Gefahren ist Rainer Wille ganz besonders gern auf den längeren Strecken bis nach Bad Saarow oder Neuruppin. „Da sind auch die Fahrgäste viel entspannter und wollen nicht jede Minute was Neues erleben“, sagt er dazu.

Den Spreekapitän hat es übrigens nie auf die Weltmeere gezogen. „Ich bin ein bodenständiger Mensch und froh, wenn ich abends im eigenen Bett schlafen kann. Mehrere Monate ohne Kontakt zur Heimat wären nicht mein Ding gewesen“, sagt Rainer Wille. Ganz los lassen wird ihn das Wasser nicht. Erstens wird er auch als Rentner auch mal Kollegen am Ruder vertreten und zweitens wird er sich gelegentlich ein Motorboot mieten, um seine eigene Tour zu fahren – irgendwo zwischen Spree, Dahme und Müggelsee. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 252× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 662× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.151× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.035× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.