Wandelbare Perrette
Nach dem Diebstahl des Kruges interpretieren Künstler Skulptur jeden Monat neu

Perrette schaut mit der Brille in eine glückliche Zukunft, symbolisiert durch die Virtual-Reality-Brille und die Drahtskulptur hinter ihr. | Foto: Schilp
  • Perrette schaut mit der Brille in eine glückliche Zukunft, symbolisiert durch die Virtual-Reality-Brille und die Drahtskulptur hinter ihr.
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Das Milchmädchen-Projekt im Britzer Schlosspark geht in die zweite Runde: Bereits im April trug Perrette eine vergoldete Kette, im Mai präsentiert sie sich mit einer Virtual-Reality-Brille.

Spaziergänger kennen die Skulptur der jungen Frau gut. Seit mehr als zwei Jahrzehnten sitzt sie auf einem Stein am Rande der großen Rasenfläche hinter dem Schloss, und bis 2020 schaute sie betrübt auf ihren zerbrochenen Krug hinunter. Doch dann wurde er gestohlen. Nun ist ein Nachguss in Arbeit. Im August soll er an seinem angestammten Platz sein. Bis dahin nehmen sich Künstler des Milchmädchens an und interpretieren die Figur jeweils einen Monat lang neu. Für den Mai zeichnet Claudia von Funcke verantwortlich. In ihrer Lesart trauert Perrette nicht mehr der vergossenen Milch hinterher. Durch ihre Brille träumt sie von ihrer glänzenden Zukunft. Hinter der Skulptur ist ihr Luftschloss zu erblicken.

Das Original der Skulptur befindet sich im ehemaligen kaiserlichen Garten von Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg, geschaffen im Jahre 1816 vom Bildhauer Pawel Sokolow. Eine frühe Replik kam um 1827 in den Schlosspark Glienicke. Der zweite Abguss am Schloss Britz wurde anlässlich des zehnten Jahrestags der Partnerschaft zwischen den Staatlichen Museen Sankt Petersburg und der Kulturstiftung Schloss Britz aufgestellt.

Die Figur geht auf eine Fabel zurück, die Jean de La Fontaine 1678 schrieb. Auf dem Weg zum Markt träumt die junge Bäuerin von ihren Plänen: Mit dem Geld, das sie für den Krug mit Ziegenmilch einnimmt, will sie Küken erwerben, diese mästen, die Hühner verkaufen, um sich Ferkel anzuschaffen, die dann ausgewachsen den Kauf einer Kuh und eines Kalbs ermöglichen. Doch während ihrer Träumereien stolpert Perette. Ihr Krug zerschellt und damit auch ihre Hoffnung auf wirtschaftliche Unabhängigkeit. Von dieser Dichtung soll sich sowohl die Redewendung von der Milchmädchenrechnung als auch die (vergebliche) Klage über vergossene Milch ableiten.

Der Schlosspark, Alt-Britz 83, ist täglich von 6.30 bis 21 Uhr geöffnet. Eintritt frei.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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