Ein Ort, um zu trauern und Mut zu fassen
Verein TrauerZeit baut ein Waisenhaus im Ludwig-Hoffmann-Quartier

Architektin Meike Herzberg, TrauerZeit-Gründerin Simone Rönick, Andreas Dahlke von der Situs-Projektentwicklung Berlin Buch und die Vereinsvorstände Jürgen Herfert und Franziska Homfeld (von links) beim symbolischen ersten Spatenstich für das neue Waisenhaus in Buch. | Foto: TrauerZeit/ Sandra Lücking
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  • Architektin Meike Herzberg, TrauerZeit-Gründerin Simone Rönick, Andreas Dahlke von der Situs-Projektentwicklung Berlin Buch und die Vereinsvorstände Jürgen Herfert und Franziska Homfeld (von links) beim symbolischen ersten Spatenstich für das neue Waisenhaus in Buch.
  • Foto: TrauerZeit/ Sandra Lücking
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Für den Verein TrauerZeit wird ein Traum war. Vor wenigen Tagen fand der symbolische erste Spatenstich für sein erstes Waisenhaus statt.

Als der gemeinnützige Verein TrauerZeit Berlin im Jahr 2005 gegründet wurde, ahnte niemand, welche Entwicklung alles nehmen würde. Die Gründerin und Leiterin des Zentrums für trauernde Kinder und Familien in Berlin, Simone Rönick, baute seit 2009 zunächst unermüdlich und ohne jegliche staatliche Unterstützung eine Beratungsstelle für jung Verwitwete mit ihren Kindern auf. Heute ist das Zentrum von TrauerZeit im Haus 30a im Ludwig-Hoffmann-Quartier an der Wiltbergstraße 90 mit seinen Einzel- und Gruppenangeboten eine wichtige Anlaufstelle für Halb- und Vollwaisen. Doch weshalb soll nun, außer dem Zentrum, noch ein Waisenhaus entstehen?

Kinder und Jugendliche, die die Erfahrung des vorzeitigen Todes von Mutter und Vater machen, sind von Grund auf erschüttert, und ihr Vertrauen in eine sichere Welt ist vollkommen zerstört, weiß Simone Rönick aus ihrer Beratungserfahrung. Wenn sich nun nach dem Tod auch noch das gesamte Umfeld verändert und ein kompletter Schnitt zum bisherigen Leben erfolgt, sind Kinder und Jugendliche überfordert und traumatisiert. Sie haben das Gefühl, dass ihre Vergangenheit verloren geht und die Gegenwart aus einer chaotischen neuen Welt besteht.

„Allein in Berlin und Brandenburg gibt es weit über 20 000 Halb- und Vollwaisen, davon ist ein Teil durch den Tod der Eltern ohne Familienanschluss und komplett entwurzelt“, berichtet Simone Rönick. „Die Geschichten und Schicksale von Vollwaisen, die von unserem Verein TrauerZeit begleitet wurden, haben mich und unsere Sponsoren oft sprachlos und traurig gemacht.“

Wohngruppen nicht auf
Trauerbewältigung ausgerichtet

Waisen, die keinen familiären Anschluss haben, müssen in ihrer traumatisierten psychischen Ausnahmesituation über das Jugendamt in Kinder- und Jugendwohngruppen untergebracht werden. Doch diese seien kaum auf Trauerbewältigung ausgerichtet, so Simone Rönick. In der Regel kümmern sie sich um andere vielfältigen Problemlagen, sind auf Themen, wie Gewalt in Familien oder Vernachlässigungen spezialisiert. Das bedeute für die trauernden Kinder eine erneute Traumatisierung, da sie in diesem Umfeld keine professionelle Begleitung und kein heilendes, beschützendes und auf Dauer ausgerichtetes Zuhause finden könnten, erklärt Simone Rönick weiter.

Das zu ändern und Vollwaisendie Chance auf eine seelische Begleitung und Gesundung in einem geschützten Umfeld zu möglichen, war und ist die Vision des Vereins TrauerZeit. Das Waisenhaus, für das die Vereinsgründerin nun gemeinsam mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern den ersten Spatenstich vornahm, soll das erste seiner Art mit einer ganz besonderen Ausrichtung auf die trauertherapeutische und traumapädagogische Begleitung und Gesundung trauernder Kinder sein. Es soll Kindern eine gesunde Entwicklung und eine wieder lebenswerte Zukunft ermöglichen.

Spender gesucht

Der Neubau mit integriertem TrauerZeit-Zentrum wird nach Fertigstellung und erfolgter Betriebserlaubnis in zwei Wohngruppen jeweils sechs bis acht Kindern ein neues Zuhause bieten. Für die Ausstattung des Hauses und des Gartens sowie für die Einarbeitungs- und Startphase mit besonderer Qualifizierung und Fortbildung des pädagogischen Fachpersonals fehlen dem Verein noch insgesamt 250 000 Euro. Hier hofft der Verein auf Berliner mit Herz, die das Projekt mit Spenden unterstützen. Die Kontodaten finden sich auf einem Flyer, der unter https://bwurl.de/16f6 herunterzuladen ist.

Dass der Verein sein Zentrum für trauernde Kinder und Familien in Buch aufbauen konnte, verdankt er übrigens der Sparda Bank Berlin, „die uns 2009 mit einer ersten größeren Spende die Anmietung der damaligen Zentrumsräume überhaupt erst ermöglichte“, erinnert sich Simone Rönick und ergänzt: „Die Rettung durch die Sparda Bank Berlin, die all die Jahre an uns glaubte und uns bis heute nie hängen ließ sowie die Unterstützung von zwei wundervollen Mitgliedern und Förderern, die uns seit 2014 begleiten, machten es möglich, dass wir im wunderschönen Ludwig-Hoffmann-Quartier in Buch den Spatenstich für unser Waisenhaus vollziehen konnten.“

Näheres zum Projekt und zum Verein ist auf www.trauerzeit-berlin.de zu erfahren.

Architektin Meike Herzberg, TrauerZeit-Gründerin Simone Rönick, Andreas Dahlke von der Situs-Projektentwicklung Berlin Buch und die Vereinsvorstände Jürgen Herfert und Franziska Homfeld (von links) beim symbolischen ersten Spatenstich für das neue Waisenhaus in Buch. | Foto: TrauerZeit/ Sandra Lücking
Auf dem Gelände des Ludwig-Hoffmann-Quartiers entsteht in den kommenden Monaten das TrauerZeit-Waisenhaus. | Foto: TrauerZeit/ Sandra Lücking
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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