Kinder bekommen eine Lektion zur Tierhaltung
"Keks" wird nicht bellen, wenn man ihn falsch anpackt, "Socke" versetzt niemandem einen Tatzenhieb, weil er ihr auf die Pelle rückt. Und "Pucki" sieht zwar aus wie ein richtiges Mehrschweinchen, wird aber kein Quieken von sich geben, so wie seine echten Artgenossen aus Fleisch und Blut. Mag sein, dass die Kinder zum Geburtstag demnächst Gefährten geschenkt bekommen, die futtern, atmen und Laut geben. Heute und hier bestehen sie aus Plüsch. Hund, Katze, Nager - das ist Tina Gebings Dreisatz, der Klassiker im Programm der Tierschutz-Dozentin.
Die Kölnerin reist quer durchs Land, gibt immer wieder aufs Neue Lektionen im Namen der Initiative "Liebe fürs Leben" des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte und der Firma Purina. Mal in Kitas, mal im Unterricht - oder eben in einem Ferienworkshop wie hier in der Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule am Heckerdamm. Und es dreht sich immer wieder um die gleiche wichtige Frage: Wie bin ich meinem Tier ein echter Freund?
Alles fängt laut Gebing damit an, sich zu fragen, was einen pelzigen Gefährten glücklich macht. Da recken sich die Zeigefinger sofort nach oben. Andy, Keneth und ihre Freunde wissen Bescheid: Futter, Auslauf, Zuwendung - ist doch logisch. "Sie sind eigentlich genau wie wir", sagt Michelle.
"Richtig, sie haben sogar Gefühle", erwidert Gebing. Warum man Tiere gut behandeln sollte, liegt auf der Hand. "Na, weil sie sonst angreifen", ruft Michelle. Zur glücklichen Haltung gehören aber auch Faktoren, die Kinder nicht sofort im Kopf haben. Aber gerade das ausreichende Maß an Zeit, Geld, aber auch das Vorhandensein von Urlaubspflegeplätzen entscheidet darüber, ob Tierhaltung wirklich Sinn macht. Zu einem Hund gehört das Zahlen von Steuern und Versicherung genauso dazu wie das Spielen im Park. Ebenfalls zu selten bedacht: die richtige Hygiene. "Habe ich Lust, so lange das Tier lebt, immer seinen Käfig sauber zu machen?" Geht es nach der Biologin, muss sich jedes Kind diese Frage stellen. Schließlich räumt sie auch mit Mythen auf, an die selbst Erwachsene noch glauben: Dass Katzen beim Sturz immer auf den Pfoten landen, ist nicht so sicher, wie man gemeinhin glaubt.
Am Ende der mehrstündigen Sitzung gehen Michelle und die anderen Kinder nicht nur schlauer nach Hause, sondern auch mit einem Zeugnis - dem "Tiefreund-Diplom". Dass sich der Unterricht um Hunde, Katzen, Meerschweine dreht, ist übrigens keineswegs in Stein gemeißelt. "Man darf sich bei mir ein Thema wünschen", betont Gebing. "Es gab einmal eine Gruppe, die fand etwas anderes interessanter. Die wollten alles über Puten erfahren."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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