Gedenktafel würdigt einen Verfolgten, der Senator wurde
Sein Gesicht, ja, das kannte man. Und wohl jeder Anwohner rund um den Heckerdamm wusste, dass der Kiez ihm seine Bezeichnung verdankt. Aber wer Paul Hertz eigentlich war? Dazu gab die Büste in Höhe der Hausnummer 237 bisher nicht den leisesten Hinweis. Ein Umstand, der seinem Enkelsohn Henry Berg schmerzlich auffiel und den er den Verantwortlichen ins Bewusstsein rief.
Die freundliche Kritik war gerade vernommen worden, da sah Berg, abermals aus Kalifornien angereist, auch schon die Konsequenzen: eine aufpolierte Paul-Hertz-Büste - und daneben eine Tafel mit dem Abriss seines Lebens und Wirkens. Nur zwei Wochen gingen bis zur Realisierung ins Land - für kommunalpolitische Prozesse eine beachtliche Rasanz. So konnte die Wohnungsgesellschaft Gewobag als Stifterin der Tafel auf den Beistand von Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und der beiden sozialdemokratischen Abgeordneten Frederic Verrycken und Swen Schulz setzen.
Immerhin sollte hier ein Genosse Würdigung erfahren, der sich mehr als einmal gegen die Widrigkeiten seiner Zeit gestemmt hatte. "Es ist richtig, dass wir hier eine Ergänzung des Gedenkens vornehmen und uns klar machen, wie wichtig es ist, dass es Menschen gegeben hat, die sich für Demokratie eingesetzt haben", sagte Naumann bei der Präsentation des nun vervollständigten Gedenkorts.
Paul Hertz, ein Sozialdemokrat jüdischen Glaubens, war nach seiner Flucht in die USA in den Nachkriegsjahren dem Ruf des neuen Bürgermeisters Ernst Reuter gefolgt. "Sein Lebenswerk ist, dass er nach Berlin zurückkam und dabei helfen wollte, dass die Stadt, die in Trümmern lag, für die Menschen wieder Heimat wird", brachte Naumann die Besonderheit der Biografie auf den Punkt.
Und auch Henry Berg, seines Zeichens Architekt, wies im Beisein von Schülern der Helmut-James-von-Moltke-Grundschule auf die städtebaulichen Erfolge seines Großvaters hin: "Paul wusste, dass er sofort damit anfangen musste, ordentliche und bezahlbare Wohnungen für Arbeiter zu schaffen." Wohnungen, in denen auch Bergs junge Zuhörer das Laufen lernten. Er sah sich umringt von Kindern, die eine Verbindung zwischen ihren Elternhäusern und dem Namensgeber der Siedlung so noch nicht zu ziehen vermochten. "Jetzt werden es alle, die hier vorbeigehen, wissen", freute sich Berg. "Das also war Paul Hertz."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.