Neue Tatkraft im Norden Aufbruchstimmung prägt Kiezgespräch

Netzwerken beim Kiezgespräch: Am langen Konferenztisch der Berliner Bank in Charlottenburg-Nord blieb kein Platz frei. | Foto: Schubert
  • Netzwerken beim Kiezgespräch: Am langen Konferenztisch der Berliner Bank in Charlottenburg-Nord blieb kein Platz frei.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Nord. In der Reihe "IHK vor Ort" pflegten Unternehmer munteren Austausch mit dem Bürgermeister. Und ihr beherzter Auftritt ließ kaum vermuten, dass sie aus einem Ortsteil stammen, den viele noch nicht auf der Rechnung haben.

Jawohl, fast alle haben schon bei ihm gegessen - und die wenigsten machen daraus einen Hehl. Erdogan Tekin ist der Mann, der den Kiez satt macht, wenn es mal schnell gehen muss. In Sachen Döner gilt sein "Halem-Grill" als Institution. Klar, dass Tekin nun auch mit in der Runde von vernetzungswilligen Unternehmern saß. Und da fand sich der Schnellgastronom wieder zwischen Versicherungsunternehmern, Industriechefs und einem Ingenieurbüro, das den Flughafen BER betreut. Die Spanne reichte von Julia Grellmanns familiärer Musikschule "Black and White" bis zum aufstrebenden Cateringbetrieb Thamm.

Mit ihnen am Tisch: Experten der Berliner Bank und der IHK an der Seite von Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) - einem Kiezkenner und Kind des Nordens. In eben dem Haus, wo heute im Erdgeschoss Dönerspieße rotieren, ging einstmals der junge Naumann seine ersten Schritte. "Das ist der Pudding, in dem ich groß geworden bin", sagte der Bürgermeister. Und verbuchte die Aufwärtsentwicklung als Verdienst der Unternehmer. Mit der Wirtschaftsförderung, die in seinem Ressort angesiedelt ist, will Naumann dafür Sorge tragen, dass Neuansiedlungen auch künftig unbürokratische Unterstützung erhalten.

Aber wo steht denn nun der Norden? Jedenfalls viel weiter vorn als 2005. Gegenüber damals sieht Karsten Busack vom "Reichelt"-Markt am Heckerdamm einen Quantensprung. "Zu der Zeit wollte ich noch mit einer Rolle rückwärts wieder aus der Gegend raus." Jugendbanden, die abends vor der Tür lungern, seien aus dem Stadtbild verschwunden. Dafür genössen vermehrt junge Familien ihr Dasein abseits der City-Hektik. Busacks Fluchtgedanken sind einem Gestaltungswillen gewichen: "Ich lebe ja von diesem Kiez."

Was denn die akuten Sorgen sind, sahen viele in der Runde naturgemäß verschieden. Erdogan Tekil würde am liebsten eine Bannmeile einführen, die ihn vor der Ansiedlung anderer Dönergrills schützt, während der Besitzer einer Karaokebar Tourismuswerber für sich einspannen will.

Solche Regulierung ist freilich nicht möglich. Aber es gibt auch Möglichkeiten, wie Politik und Wirtschaft Verbesserungen anleiern können. "Geht es nicht ein bisschen schöner?", hieß eine der prägenden Fragen. Gegen tristes Grau, wie sie manche Geschäftsleute beklagen, kämen Baumpatenschaften in Frage. Und bei der Verschönerung der Caprivibrücke helfe eine Spendenkampagne in Verbindung mit Fördergeldern.

Malermeister Botho Fernow ist jedenfalls bereits am Werk, auf dass ihm jemand mit Geld und Einsatz beisteht, wenn die Farbe zu Neige geht. Überhaupt scheint das gemeinschaftliche Handeln den Konkurrenzdruck zu überlagern. So ist die Lage im Norden: Die Kaufkraft könnte höher sein - der Gemeinsinn und die Tatkraft hingegen kaum.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 93× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.