Medienpoints vor dem Aus: Trägerverein muss Sozialprojekt ohne Förderung einstellen
Spandau. Die „Medienpoints“ im Bezirk stehen vor dem Aus. Dem Trägerverein fehlt das Geld. Das Jobcenter Spandau hat seine Förderung eingestellt.
Lesen kann ein teures Hobby sein. Vor allem dann, wenn man nur wenig Geld in der Tasche hat. Doch es gibt die drei Medienpoints in Spandau, wo Bücher kostenfrei oder gegen eine kleine Spende abgeben werden können. Doch jetzt fehlt dem Projekt das Geld. Ohne Förderung vom Jobcenter müssen die Läden an der Seegefelder Straße 35 und am Kraepelinweg 7 (Kindermedien) schließen. Der Medienpoint am Loschwitzer Weg 13 hat mangels Personal schon dicht gemacht. Die anderen zwei hält der Kulturring in Berlin e.V. als Trägerverein nur mit Bufdis (Bundesfreiwilligendienst) über Wasser. Im September droht auch dort das Aus.
Seit zwölf Jahren betreibt der Kulturring in Berlin seine Medienpoints für sozial Schwache und Bedürftige in Spandau. Das Jobcenter Spandau unterstützte die Arbeit bislang mit sogenannten Ein-Euro-Jobbern, also mit Langzeitarbeitslosen in MAE-Stellen (MAE: Mehraufwandsentschädigung). „Doch anders als in den Vorjahren wurde unser bewährtes Konzept für 2016 nicht vom Jobcenter für eine Förderung berücksichtigt“, informiert Geschäftsführer Ingo Knechtel. Dabei gebe es beim Jobcenter doch reichlich Kunden. „Und solch ein Projekt bietet Langzeitarbeitslosen und Migranten eine sinnvolle Betätigung und Hilfe zur Selbsthilfe.“ Zudem leiste es einen wichtigen Beitrag zu Bildung und Kultur.
Das Jobcenter Spandau verweist seinerseits auf nur begrenzte Mittel für Maßnahmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Da diese für alle Förderanträge nicht ausreichten, müsste aus der Vielzahl der Konzepte ausgewählt werden. „Dabei erfolgt eine enge Abstimmung mit dem Bezirksamt, das eine Bewertung aller Konzepte aus bezirklicher Sicht vornimmt“, heißt es. Die vom Kulturring in Berlin eingereichten Konzepte für die Medienpoints konnten 2016 „leider nicht berücksichtigt werden“. Sollten die Mittel jedoch im Jahresverlauf erhöht werden, kämen die Konzepte erneut in die Auswahl.
Dem Verein nützt diese vage Chance wenig. Denn die Mietverträge für die Medienpoints sind nur sicher, wenn das Projekt langfristig weiterlaufen kann. Der Verein hat darum auch Politiker über die heikle Situation informiert. Bislang ohne Reaktion. „Da unser Verein nicht gewinnorientiert arbeitet, ist das Weiterbetreiben der sozialen Treffpunkte nicht möglich", so Ingo Knechtel. Somit drohe ein weiteres Sozialprojekt Spandau zu verlassen. Die drei Medienpoints zählten jährlich rund 16.000 Besucher. Etwa 40.000 gespendete Bücher konnten kostenfrei verteilt werden. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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