„Für uns ist der Drops keineswegs gelutscht!“
Daniela Laue und Matthias Breitbarth suchen einen Investor für ihre traditionsreiche Buchholzer Kelterei

Daniela Laue und Matthias Breitbarth stehen hinter dem verschlossenen Tor der Kelterei. | Foto: Bernd Wähner
8Bilder
  • Daniela Laue und Matthias Breitbarth stehen hinter dem verschlossenen Tor der Kelterei.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Reichlich Saft ist noch da. Leergut steht in Kisten bereit. Aber in der Buchholzer Kelterei darf nicht mehr gearbeitet werden.

Das entschied die Pankower Lebensmittelaufsicht nach einer Kontrolle im Juni 2018. Der traditionsreiche Familienbetrieb an der Triftstraße musste daraufhin Insolvenz anmelden. Als die Ernte des vergangenen Jahres nahte, gelang es dem Insolvenzverwalter, eine Ausnahmegenehmigung für den Betrieb zu erwirken. Unter strengen Auflagen durfte noch einmal Obst zu Most verarbeitet werden. Und das war auch gut so. Denn in den Kleingärten gab es 2018 eine Rekord-Apfelernte. Doch Ende Januar war in der Kelterei Schluss. Die Ausnahmegenehmigung lief aus. Den zehn Mitarbeitern musste gekündigt werden, berichtet Geschäftsführerin Daniela Laue.

„Für uns ist der Drops keineswegs gelutscht!“, sagt Matthias Breitbarth. Er und seine Cousine Daniela Laue setzen zurzeit alles daran, dass der Betrieb an der Triftstraße fortgesetzt werden kann. „Entweder schaffen wir das mit einer Konsolidierung oder mit einer Neugründung“, fügt Breitbarth hinzu. Der 50-Jährige ist der letzte verbliebene Süßmoster in der Familie. Er erlernte dieses Handwerk von der Pike auf.

Doch dann stieg er aus dem Familienbetrieb aus und machte 30 Jahre lang etwas ganz anderes. Erst als er von der Insolvenz erfuhr, kam er zurück. „Ich sehe mich in der Verantwortung für den Betrieb“, sagt er. Immerhin gehe es darum, die Lebensleistung dreier Generationen fortzusetzen. Außerdem möchte er, dass das Handwerk der Süßmosterei nicht ausstirbt und die vielen Kleingärtner aus der Region auch künftig einen Dienstleister haben, der ihr Obst zu Most verarbeitet.

An der Triftstraße hat die Buchholzer Kelterei seit 1962 ihren Sitz. Gründer war Edmund Breitbarth. Der Familienbetrieb überstand unter seiner Leitung die Verstaatlichungswelle Anfang der 70er-Jahre, später auch die turbulenten Wendejahre. Die Kelterei belieferte Handelsunternehmen von der Ostseeküste bis zum Thüringer Wald. Und es wurde tonnenweise Obst von Kleingärtnern aus der Region zu Fruchtsaft verarbeitet.

Dass die Buchholzerei Mitte vergangenen Jahres Insolvenz anmelden musste, „liegt vor allem daran, dass der Betrieb in den vergangenen 15 Jahren von branchenfremden Personen geführt wurde“, sagt Matthias Breitbarth. Nach dem Tod des Gründers 1992 führte sein Vater Dieter Breitbarth die Kelterei weiter. Nachdem dieser 2004 verstorben war, übernahm dessen Schwester Christine Laue die Geschäftsführung. Und nach dem Tod ihrer Mutter 2015 sprang Kauffrau Daniela Laue ins kalte Wasser und übernahm die Leitung des Betriebs „Ich arbeitete zwar schon seit 2008 hier“, sagt sie. „Aber ich hatte von der ganzen Technik und Abläufen wenig Ahnung“, gesteht sie. Der Familienbetrieb sollte am Laufen gehalten werden, aber Investitionen wurden vernachlässigt, was letztlich zur Insolvenz führte.

In den vergangenen Jahren fanden immer wieder Lebensmittelkontrollen im Familienbetrieb statt. Die Säfte waren stets ohne Beanstandung, aber an den hygienischen Bedingungen, unter denen sie produziert wurden, hatten die Kontrolleure immer wieder etwas zu bemängeln. Sie erteilten Auflagen, setzten Fristen. Es gab Bußgeldverfahren. Das Amt hatte viel Geduld, schätzt Ordnungsstadtrat Daniel Krüger (für AfD) ein. Aber im vergangenen Jahr ging es nicht mehr anders. Die Kelterei wurde von Amts wegen geschlossen.

Im Herbst gab es dann noch einen Lichtblick: Die Betreiber einer kleinen Brauerei bekundeten Interesse, als Investoren in den Familienbetrieb einzusteigen. Aber letztlich habe es dann doch nicht gepasst, fasst Matthias Breitbarth zusammen. Doch die Familie gibt nicht auf. Der Insolvenzverwalter räumte ihnen eine Frist bis Ende März ein. „Inzwischen geht es bei uns jede Woche Schlag auf Schlag“, sagt Breitbarth. „Wir sind mit Interessenten aus unserer Branche im Gespräch. Wir hoffen, dass wir noch einen Investor finden.“

Daniela Laue und Matthias Breitbarth sind optimistisch. Dieser Optimismus rührt vor allem daher, dass man in den vergangenen Wochen „unfassbar viele Solidaritätsbekundungen durch Kundschaft, Handelspartner und Berufskollegen“ erhalten habe, erklären die beiden. So hoffen inzwischen viele Menschen in der Region, dass auch auf die Buchholzer Kelterei der alte Spruch zutrifft: Totgesagte leben länger!

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 237× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.031× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.