Haus-Frauen auf den Barrikaden
Für eine Stunde besetzt die Gruppe „Flora Nachtigall“ das Leerstandshaus

Das leerstehende Haus in Friedenau.  | Foto: KEN
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„Wir haben heute das Leerstandshaus in der Stubenrauch-/Odenwaldstraße in Friedenau in Obhut genommen.“ So die Mitteilung einer Gruppe namens „Flora Nachtigall“ am Nachmittag des 24. Mai.

Rund 100 Menschen haben sich versammelt. Einige Nachbarn haben ganz spontan das Haus gemeinsam mit den Besetzern betreten. Schon im vergangenen Jahr waren über Pfingsten Aktivisten aus der militanten Besetzerszene für kurze Zeit in das Jugendstilhaus eingedrungen. Die fünf maskierten Männer brachten an zwei Balkonen Transparente an.

Nun hat sich diese Aktion wiederholt. Diesmal ist es eine Gruppe, die sich „Flora Nachtigall“ nennt und sich als „Haus-Hüterinnen der Flora“ sieht. Die Nachbarschaftsinitiative Friedenau, die sich seit drei Jahren mit weitestgehend legalen Mitteln um die Wiederbewohnbarkeit bemüht, hat das Haus nach einer Fassadenmalerei, das die römische Göttin der Blüte und des Frühlings zeigt, Flora getauft. „Flora Nachtigall“ besteht aus einer nicht näher genannten Zahl von Frauen und einem Mann. Man habe eine lose Verbindung zu der Berliner Kampagne unter dem Hashtag #besetzenberlin, so die Sprecherin der Gruppe in einem Telefonat mit der Berliner Woche.

Die Besetzung dauerte nur etwa eine Stunde. Auf einem Balkon wurde Musik gemacht. Es wurden Plakate aufgehängt. Ein Spruch lautete: „70 Jahre Grundgesetz. Artikel 14, Absatz 2. 30 Jahre Verwahrlosung. Jetzt reicht's. Haus-Frauen gehen auf die Barrikaden“.

„Es handelt sich um eine symbolische Besetzung“, sagt die Flora-Nachtigall-Aktivistin. Die Gruppe wolle mit ihrer Aktion auf 13 Jahre Leerstand und Verfall des Hauses aufmerksam machen. „Es ist ein großer Jammer, weil man weiß, wie viele Menschen Wohnungen suchen. Ein wirklich trauriger Anblick in dieser schönen Gegend. Warum tut die Politik hier nichts?“ Im Haus seien viele Heizkörper herausgerissen und Fensterscheiben kaputt, sodass es hineinregne. In einem Treppenhaus breite sich Schwamm aus.

Die Aktion diene dazu, den Forderungen Nachdruck verleihen, wie sie beispielsweise die Nachbarschaftsinitiative Friedenau erhebe. Gefordert wird ein Sachverständigen-Gutachten, das die Höhe des Schadens und die Kosten einer Instandsetzung des Hauses feststellt, die zügige Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für die Einsetzung eines Treuhänders nach dem Zweckentfremdungsverbotsgesetz und eine fortlaufende Unterrichtung der Öffentlichkeit über den Fortgang der Bemühungen.

Eine Stellungnahme von Ordnungsstadträtin Christiane Heiß und Baustadtrat Jörn Oltmann (beide Grüne) zu den Forderungen der „Haus-Hüterinnen“ war bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.

Die Sprecherin der Besetzer kündigte weitere Aktionen an. „Wir werden die Stadträte Heiß und Oltmann nicht aus der Verantwortung entlassen.“

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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