Wie geht's weiter mit dem Tierpark?
Der neue Direktor und Geschäftsführer bekannte sich zu Tierpark und Zoo. Während der Zoo aufgrund seiner Lage und Größe eher den Touristen vorbehalten sei, müsse der Tierpark als größter Landschaftstierpark Europas das Ziel nicht nur der Marzahner und Lichtenberger, sondern künftig aller Berliner sein, so Knieriem.
Er unterzog den Tierpark einer schonungslosen Analyse. Sie bildet den Ausgangspunkt seines Ziel- und Entwicklungsplans. Hauptproblem ist seines Erachtens nach eine jährliche Deckungslücke von knapp fünf Millionen Euro. Und Andreas Knieriem benannte auch Gründe: ein veralteter Gebäudebestand, veraltete Technik, zu hohe Energiekosten sowie ein unzeitgemäßes Erscheinungsbild und Marketing, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Tierpark müsse auch im öffentlichen Straßenbild wahrgenommen werden, forderte er.
Die Berliner Politik sei nicht länger bereit, jährlich Millionen Euro an Deckungslücken des Tierparks zu schließen. Die, so Knieriem, könne man also nur schließen, wenn man die Eintrittspreise dramatisch erhöhe oder die Besucherzahlen mindestens verdoppele. Der Direktor lehnt drastische Preiserhöhungen ab. Er sprach sich vielmehr für "gerechtfertigte Eintrittspreise" aus. Vor allem die Anzahl der Dauerkarten gelte es zu erhöhen. Hinzu kämen Zuwendungen und Spenden.
Zugleich sprach er sich für eine Verantwortung der Politik gegenüber den Hauptstadtzoos aus und würdigte das Engagement des Fördervereins. Er sprach sich für ein gemeinsames Netzwerk mit den Berliner Universitäten, Hochschulen und anderen Wissenschaftseinrichtungen zugunsten gemeinsamer Projekte aus. Dafür gelte es, gemeinsam Drittmittel einzuwerben. Knieriem bezifferte den Finanzbedarf des Tierparks auf jährlich 17 Millionen Euro.
Besucherzahlen könne man jedoch nur erhöhen, wenn man den Tierpark attraktiver mache. Mit einer Gesamtfläche von 160 Hektar verfüge der Tierpark über Potenziale, die es zu heben gelte. Er will die Tiere besser präsentieren, Geozonen schaffen, um die Herkunft der Tiere deutlich zu machen. Warum keine Reise durch die Kontinente? Großkatzen beispielsweise müssen nicht in Käfigen sitzen, Elefanten nicht angekettet sein. Bedrohte Haustierrassen etwa könne man in einer "Bauernhofatmosphäre" zeigen. Die gute Tierhaltung im Tierpark müsse auch sichtbar gemacht werden. Das gehe nicht von heute auf morgen, sondern nur Schritt für Schritt. Knieriem rechnet mit einem Zeitraum von mindestens 15 Jahren.
Der Direktor unterstrich, die Besucher des Tierparks seien Gäste und sollten sich auch so fühlen. Das beginne mit der Erreichbarkeit, setze sich fort über die Eingangssituation und finde seine Forstsetzung im Erlebnis Tierpark. Knieriem sprach sich zudem für Spielplätze und Ruhezonen aus. Wegeleitsystem und Beschilderung müssten den neuen Anforderungen entsprechend verändert werden. Mit dem Bau der Kanzler-U-Bahn werde sich auch die öffentliche Verkehrsanbindung verbessern. Für den Individualverkehr gelte es die Anzahl der Parkplätze zu erhöhen. Knieriem versprach Transparenz und die weitere Einbindung der Freunde der Hauptstadtzoos in die bevorstehenden Aufgaben.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
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