Otto Bardella setzt sich für die Naturdenkmale ein

Otto Bardella vor einer 25 Meter hohen geschützten Stileiche in der Karl-Pokern-Straße. Viermal im Jahr lädt er zu Führungen ein. | Foto: Ralf Drescher
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Friedrichshagen. Otto Bardella (76) ist Physiker, Rentner und ausgewiesener Baumexperte des Naturschutzbund Deutschlands (Nabu). Seine jährlichen Baumführungen haben inzwischen Kultcharakter.

Bardella hat Jahrzehnte im Werk für Fernsehelektronik gearbeitet, war dort unter anderem für Ziffernanzeigeröhren zuständig. "In der Wendezeit hat mich ein Kollege zum Nabu mitgenommen", erinnert er sich.

Dort durfte er bald erleben, dass Naturdenkmale und Naturschutzgebiete im Einigungsvertrag nicht berücksichtigt wurden. So gab es für die im damaligen Bezirk Köpenick zu DDR-Zeiten registrierten 88 Naturdenkmale plötzlich keinen offiziellen Schutz mehr. Erst fast zehn Jahre nach der Wende waren die Naturdenkmale wieder registriert, doch die neue Liste wies nur noch 55 Einträge aus.

"Bei Bauvorhaben müssen wertvolle Bäume geschützt werden, ein Teil der Grundstückseigentümer hat dafür leider kein Verständnis", ärgert sich Otto Bardella. Und die Zahl der geschützten und mit dem Eulenschild ausgewiesenen Naturdenkmale nimmt weiter ab. So musste im April 2002 eine 250 Jahre alte Stieleiche im Bellevuepark wegen Baumschäden gefällt werden.

Vier Mal im Jahr zeigt Otto Bardella, welche wertvollen Bäume im früheren Bezirk Köpenick sich bis in die Gegenwart erhalten haben. Dabei trifft er auf wissbegierige Besucher, erfährt aber selbst immer wieder Neuigkeiten. Wenn Bäume gefällt werden, erreichen ihn oft Anrufe erboster Bürger.

"Ich kann die Kritik dann aber auch nur ans Grünflächenamt weitergeben", sagt Bardella. Oft kann er aber bewirken, dass Fehler nicht wiederholt werden. In der Werlseestraße war vor Jahren eine alte Kiefer gefällt worden, mit einer Fledermaushöhle im Stamm. Danach flatterten die kleinen Säuger heimatlos geworden aufgeregt umher. "Heute inspiziert das Grünflächenamt Baumlöcher vor dem Fällen auf tierische Bewohner", sagt Otto Bardella.

Beim Nabu ist Bardella Mitglied der Fachgruppe Baumschutz. Er setzt sich dafür ein, dass weitere Bäume als Naturdenkmal geschützt werden. Auf seiner Wunschliste stehen derzeit drei Stieleichen, darunter eine im Bellevuepark. "Die Behörden sind mit der Unterschutzstellung aber zurückhaltend, verbindet sich doch damit die Verpflichtung, die betreffenden Bäume zu pflegen und zu erhalten", erläutert Otto Bardella.

Die nächste kostenlose Baumführung gibt es am 26. April, Treffpunkt ist um 14 Uhr am S-Bahnhof Friedrichshagen. Wer mitkommen möchte, sollte gut zu Fuß sein, denn es geht rund 2,5 Stunden über Scharnweber- und Bölschestraße bis zum Müggelpark. Zu sehen sind Eichen, Platanen Rotbuchen und sogar ein seltener Urweltmammutbaum.
Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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