Personalnot in der Backstube

Bäckermeister Rainer Schwadtke fehlen die Gesellen. | Foto: Ralf Drescher
3Bilder
  • Bäckermeister Rainer Schwadtke fehlen die Gesellen.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Silvia Möller

Friedrichshagen. Seit über 100 Jahren gibt es die Dresdner Feinbäckerei an der Bölschestraße. Dort bleibt trotz aller Tradition jetzt montags die Tür zu.

An einem Dienstag vor Ort. Verkaufsstelle und Café sind gut gefüllt. Nur ein Zettel an der Eingangstür – und Hinweise im Internet – informierten darüber, dass seit Anfang Januar montags geschlossen bleibt.

„Ich habe die Reißleine gezogen. Wir haben nur noch sieben Mitarbeiter in der Backstub, und wir können nicht alle an sieben Tagen in der Woche arbeiten“, erklärt Bäckermeister Rainer Schwadtke.

Um für alle Tage der Woche Brot, Brötchen und Kuchen produzieren zu können, werden für die Backstube mindestens elf Gesellen benötigt. Obwohl die freien Stellen bei Jobcenter und Handwerkskammer gemeldet sind, finden sich keine geeigneten Mitarbeiter. „Das Interesse am Bäckerberuf ist leider nur gering. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren keinen Lehrling gehabt. Wenn junge Leute beim Schülerpraktikum erfahren, dass wir bereits vor Mitternacht den Backofen anheizen, ist das Interesse fast immer beendet. Wir sind wohl auch ein Opfer des Bildungswahns. Heute soll jeder Abitur machen und unbedingt studieren. Für das Handwerk findet sich dann kein Nachwuchs“, ärgert sich Rainer Schwadtke.

Schwadtke ist im Bezirk bekannt wie ein bunter Hund. Er wurde unter anderem bereits mit der Bürgermedaille des Bezirks und der Goldenen Brezel des Bäckerhandwerks ausgezeichnet. Seit 1995 ist er der Chef der Dresdner Feinbäckerei. Solange er keine neuen Mitarbeiter findet, bleiben Geschäft, Café und die beiden Filialen in Köpenick und Rahnsdorf montags geschlossen. „Ich brauche mindestens zwei Gesellen, um auch wieder genug Ware für den Montag produzieren zu können“, sagt Rainer Schwadtke.

Seit 2009 ist deutschlandweit die Zahl der Handwerksbäcker von 15 000 auf 12 000 gesunken. In der Bölschestraße gibt es neben der Dresdner Feinbäckerei noch neun Backwarenverkaufsstellen, die von außerhalb beliefert werden. „Wir können uns durch Qualität aber gut gegen die Konkurrenz behaupten. Es wäre doch schade, wenn traditionelles Handwerk verschwindet, nur weil sich keine Mitarbeiter mehr finden“, meint der Bäckermeister. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 250× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 659× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.150× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.034× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.