Zwist am Grunewaldsee: Hundefäkalien contra Umweltschutz

Vorerst geduldet: Hunde werden am Grunewaldsee zunächst weiterhin umhertollen – Umweltschutz  hin oder her. | Foto: Thomas Schubert
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Grunewald. Unruhe am idyllischen Ufer: Auf Antrag der Grünen soll ein Konzept zur Verbesserung der Wasserqualität im Grunewaldsee entstehen. Und dabei geht es entscheidend um die Verträglichkeit von Mensch und Hund.

Nein, sie verrichten ihre Notdurft nicht im Wasser. Aber ein Problem sind die Hinterlassenschaften von Vierbeinern definitiv. „Jedes Jahr werden durch Regenfälle 60 Tonnen Kot von den Hängen in den Grunewaldsee gespült“, erklärte der Forstamtsleiter Elmar Kilz nun im Umweltausschuss der BVV. Seine Mitteilung platzte in eine Diskussion, in der Politiker abwägen müssen zwischen den Interessen von Hundefreunden und Bürgern, die künftig gerne wieder in diesem Gewässer baden möchten.

Dass die Güte des nassen Elements dafür nicht ausreicht, hängt laut Bezirksamt maßgeblich damit zusammen, dass die Umgebung als Paradies zum Gassigehen gilt. Und das nicht nur bei Privatpersonen, sondern auch bei professionellen Ausführdiensten. Da Politiker Schlachtensee und Krumme Lanke zur hundefreien Zone erklärt haben und selbst Halter aus Brandenburg vermehrt in den Berliner Südwesten drängen, sehen sich nun die Kollegen in Charlottenburg-Wilmersdorf genötigt, den Ansturm in ihren Gefilden zu regeln.

Zeitliche Vereinbarung treffen

„Es müsste möglich sein, eine zeitliche Vereinbarung zu treffen, damit alle Interessengruppen sich zu verschiedenen Tageszeit am See frei bewegen können“, warb Barbara Siele (CDU) für einen Antrag ihrer Fraktion, wonach das Bezirksamt Vorschläge für eine Entschärfung des Getümmels liefern soll. Hundefreunde, die sich im Internet organisieren, hatten den Vorstoß der Christdemokraten als Versuch gewertet, die Vierbeiner vom See völlig zu verbannen. Doch diese Lesart des Antrags sei falsch, hieß es nun. Es gehe darum, alle Interessen zu befrieden.

Eine Mehrheit stimmte aber stattdessen für das Gesuch der Grünen. Dieses legt dem Bezirksamt nahe, ein Konzept zur Steigerung der Wasserqualität zu erstellen. „Das sollten wir am besten zusammen mit den Verantwortlichen aus dem Nachbarbezirk Steglitz-Zehlendorf erarbeiten, damit alle glücklich werden“, erklärte die Antragstellerin Susan Drews.

Runder Tisch zum Hundeproblem

Im Ringen um eine Lösung des Hundeproblems am Grunewaldsee werden nicht nur Politiker zu Wort kommen, sondern auch engagierte Bürger. Auf Anregung der Initiative „Berliner Schnauzen“ trifft man sich künftig am runden Tisch mit allen Interessensgruppen.

Welche Vorschläge hier zur Debatte stehen werden, dafür lieferten Gäste im Umweltausschuss schon eine Vorgeschmack: „Wir brauchen endlich Kottüten und Abfalleimer“, äußerte sich eine Hundehalterin mit einer konstruktiven Idee. Ob der Uferbereich dadurch so bereinigt wird, dass die Einspülung von Fäkalien bei Regen erträglich bleibt, ist fraglich.

Davon abgesehen liegen Stadtrat Marc Schulte (SPD) umfangreichere Erkenntnisse vor, die eine schädliche Wirkung des Hundeauslaufs auf die Umwelt belegen: Zu den Faktoren gehören neben dem Sauberkeitsproblem auch „Wühltätigkeit“, Aufjagen von Wildtieren und Erosion an den Hängen. Mit Staatssekretär Christian Gaebler habe er abgesprochen, dass man zunächst die Wirkung des Hundeverbots am Schlachtensee abwarten will, bevor man in Grunewald Konsequenzen zieht.

Nicht in absehbarer Zeit

„Eine Änderung der jetzigen Situation wird es in absehbarer Zeit nicht geben“, beruhigte er die besorgten Hundefreunde. Und der SPD-Verordnete Rainer Eurskens, dessen Fraktion sowohl den CDU als auch den SPD-Antrag ablehnte, gab den Unzufriedenen einen Rat: „Wenn man keine Hunde mag, sollte man woanders hingehen.“ Er selbst nutzte diesen Erholungsort lange hundelos, inzwischen genießt er ihn aber mit einem Freund auf vier Pfoten. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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