Öko-Pionierin am Stadtrand
Pia Sonntag war die erste Pächterin der Kleingartenanlage "Wildkraut"
Die Kleingartenanlage „Wildkraut“ ist anders als übliche Kolonien. Sie bewirtschaften ihre Parzellen nach ökologischen Prinzipien und geben auch Wildkräutern eine Chance. Eine der Öko-Gärtnerinnen ist Pia Sonntag. Sie war eine der ersten, die sich hier eine Parzelle sicherte.
Die Öko-Oase liegt am Stadtrand zwischen den Hochhäusern am Ostpreußendamm und dem Teltowkanal. Englischen Rasen, Normhecken und akkurat angelegte Gemüsebeete gibt es hier nicht. Stattdessen bestimmen hier Wildblumenwiesen das Bild.
Auf einer kleinen, selbstgebauten Terrasse sitzt Pia Sonntag vor ihrem kleinen Holz-Bungalow. Zufrieden schaut sie auf ihre knapp 250 Quadratmeter große Parzelle. Aufgrund der Trockenheit ist auch hier das Gras verbrannt, aber in den Gemüse- und Kräuterbeeten wachsen Zitronenmelisse, Fenchelkraut und Majoran, Blumenkohl und Kohlrabi. Die Johannisbeersträucher hängen voller Früchte. „Wasser ist in unserer Öko-Anlage kostbar“, erklärt die Öko-Gärtnerin. Daher wird selbst bei der derzeitigen Trockenheit nur das Nötigste gegossen – nämlich der Gemüsegarten.
Pia Sonntag liebt ihre kleine grüne Oase. Von dem Konzept des naturnahen Gärtners war sie sofort begeistert und sie stellte sich der Herausforderung. Die Lichterfelderin kam frisch aus Oldenburg zurück und wollte unbedingt einen Garten haben. „Als ich im September 2007 meinen Vertrag unterschrieben habe, war von meinem Grundstück noch nicht viel zu erkennen. Ich habe es auf dem Plan ausgesucht“, erinnert sie sich.
„Auf dem Gelände befand sich früher die städtische Baumschule, die nach der Wende nach Lichtenberg verlegt wurde. Das Gelände lag viele Jahre brach“, weiß Pia Sonntag.
2005 gab es dann den Beschluss des Bezirksverbandes der Kleingärtner, hier eine Öko-Kleingartenanlage anzulegen. 2007 kamen die ersten Pächter. Die Allererste: Pia Sonntag.
Mit der Wäscheleine friedete sie ihr Grundstück ein. „Ich musste mich durch mannshohe Brennnesseln und Beifuß kämpfen, um die Metallstangen zu suchen, die als Markierung gesetzt wurden.“ Nachdem sie schon im milden Dezember begonnen hatte, das Unkraut zu rupfen, war ihr Garten im darauffolgenden Frühjahr schon als solcher zu erkennen. „Meine erste Ausstattung bestand aus Fundstücken: Ein Tisch ohne Platte und eine Schubkarre. Dann kam ein Anglerzelt dazu und zwei Stühle“, erzählt Pia Sonntag. Hier fand sie Schutz – vor Regen, aber auch vor praller Sonne. Denn Schatten spendende Bäume gab es nicht.
Inzwischen steht in ihrem kleinen Öko-Garten ein schmuckes Häuschen und es gibt ein Kompostklo, viel Gemüse und Kräuter. Letzteres wächst üppig. Auch wenn auf chemische Dünger und Pestizide rigoros verzichtet wird. Gedüngt wird mit Kompost und Mulch, Schädlingen geht es mit natürlichen Mitteln an den Kragen. Das ökologische Gärtnern musste Pia Sonntag wie die meisten ihrer Nachbarn erst lernen. Sie hat viel darüber gelesen und einiges ausprobiert. Zwischen den Öko-Gärtnern von Wildkraut gibt es immer einen regen Austausch. Denn alleine ist Pia Sonntag schon lange nicht mehr. 2008 wurde mit 19 Leuten der Verein „Wildkraut“ gegründet. Bis 2013 waren alle 45 Parzellen verpachtet.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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