Gaststätte als Zeuge des Aufschwungs in Mahlsdorf

Das Haus Hönwer Straße 94 wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als erstes Haus nördlich der Bahnlinie gebaut. Es war bis 1960 eine gemütliche Gaststätte. Langjährige Betreiber waren Gustav und Frieda Schliefe. Foto: hari / Foto: Sammlung Gärtner | Foto: hari
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  • Das Haus Hönwer Straße 94 wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als erstes Haus nördlich der Bahnlinie gebaut. Es war bis 1960 eine gemütliche Gaststätte. Langjährige Betreiber waren Gustav und Frieda Schliefe. Foto: hari / Foto: Sammlung Gärtner
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Das Haus Hönower Straße 94 ist das erste Haus, dass nördlich der S-Bahnlinie in Mahlsdorf gebaut wurde. Dadurch ist es ein wichtiges Zeugnis der Entwicklung des Ortsteils, der mit der Ansiedlung von Gewerbe und dem Zuzug während der zurückliegenden Jahre erneut einen Aufschwung erlebt.

Anfang des 19. Jahrhunderts war Mahlsdorf ein Bauerndorf und hatte 250 Einwohner. Die Zahl der Einwohner wuchs ab der zweiten Hälfte des Jahrhunderts explosionsartig an. Bei der Eingemeindung des Vorstädtchens in Groß-Berlin im Jahr 1920 lebten hier bereits 6000 Menschen. Gefördert wurde dieses Wachstum erheblich durch den Bahnhof, der 1895 an der Kreuzung der Hönower Straße mit der Berliner Ostbahn errichtet wurde.

Damit war der Ort für die Berliner besser zu erreichen und viele Hauptstädter nutzten die Gunst der Stunde, um dem Trubel in der hektisch wachsenden Metropole zu entfliehen und sich hier ein neues Leben aufzubauen. Das erste Haus nördlich der Bahn ließ in den Jahren 1897/98 im Verlauf von nur neun Monaten der Gastwirt Wilhelm Wernicke bauen. „Zu dem Zeitpunkt gab es in dem Gebiet nur die alte Mahlsdorfer Mühle, die bis 1898 im Bereich der heutigen Wodanstraße stand“, erzählt der Heimathistoriker Karl-Heinz Gärtner.

Das Haus war großzügig gebaut, mit einem großen Gastraum im Hochparterre und Räumen für die Familie in den oberen Etagen. Wernicke ließ auch gleich noch einen Tanzsaal anbauen.

Fotos aus der Zeit zeigen auch einen Wintergarten etwa an der Stelle, wo sich heute die Einfahrt zum Park- und Ride-Parkplatz befindet. Der heutige Parkplatz war ein Garten. Seine Gaststätte nannte Wernicke, ob nach seinem Vornamen oder dem es Kaisers, „Wilhelmsthal“.

Die Gasstätte wurde zum ersten Ausflugsziel in Mahlsdorf nördlich der Bahnlinie. Später wurde sie von der wachsenden Bevölkerung des Ortsteils auch rege als Vereinslokal genutzt. Sitzungen und Veranstaltungen eines „Wahlvereins“, des Lotterie-Vereins „Glück auf“, des Männergesangsvereins „Freiheit“ und des Turnvereins Eintracht Mahlsdorf sind aus der Zeit belegt.

Wernicke betrieb die Gaststätte bis zum Jahr 1906. Neuer Betreiber waren Gustav Schliefe und später seine Witwe Frieda. Postkarten aus dem 1940er Jahren mit der Aufschrift „Schliefe´s Gasstätte“ zeugen noch davon.

Die Gasstätte wurde bis 1960 als Restaurant betrieben. Danach war hier ein Geschäft für Elektroartikel bis 1990. Gegenwärtig gibt es in den Räumen ein Nagelstudio und ein Studio zur Haarentfernung mit Wachs. In dem Haus Hönower Straße 94 war bis 1960 eine gemütliche Gaststätte. Langjährige Betreiber waren Gustav und Frieda Schliefe. Foto: Sammlung Gärtner

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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