Gehweg? Nicht vorhanden
Wie eine 85-jährige Rollstuhlfahrerin die Straßen in Marzahn-Hellersdorf erlebt

Gisela Bilski (85) hat Angst, wenn sie sich in ihrem motorisierten Rollstuhl auf der Straße gemeinsam mit Autofahrern bewegen muss.  | Foto: hari
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  • Gisela Bilski (85) hat Angst, wenn sie sich in ihrem motorisierten Rollstuhl auf der Straße gemeinsam mit Autofahrern bewegen muss.
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Viele Gehwege im Bezirk sind sanierungsbedürftig, oftmals fehlen sie vollkommen. Vor welchen Problemen dadurch vor allem Senioren stehen, zeigt das Beispiel einer Rentnerin aus Hellersdorf.

Gisela Bilski (85) lebt in einer Seniorenwohnung an der Tangermünder Straße in Hellersdorf. 2016 ist sie altersbedingt von Mahlsdorf hierher gezogen. Will sie zu ihrem Hausarzt, muss sie in ihren alten Ortsteil fahren, in dem sie jahrzehntelang gewohnt hat. Sie nimmt die Straßenbahn. Ab der Endhaltestelle an der Riesaer Straße bewegt sie sich in ihrem Rollstuhl weiter bis zur Straße Wildrosengehölz – und ab dort wird die Fahrt zu einem Husarenritt. Der Gehweg an der Straße ist an vielen Stellen nicht breit genug für den Rollstuhl, hat nicht überall Borsteinabsenkungen an Querstraßen und weist Schrägen auf, die für die unter Schwindelanfällen leidende 85-jährige Seniorin eine Gefahr darstellen. Ab der Kreuzung Florastraße gibt es überhaupt keinen gepflasterten Gehweg mehr.

Also fährt Gisela Bilski mit ihrem Rollstuhl, der motorisiert ist, auf der Straße neben den Autofahrern. „Natürlich macht mir das manchmal Angst. Aber, was soll ich machen?“ fragt sie. Es bleibe ihr einfach nichts anderes übrig, als die mehrere Hundert Meter lange Strecke zwischen parkenden und fahrenden Autos zu überwinden. Wohl sei ihr nicht dabei und sicher irritiere auch Autofahrer eine im Rollstuhl auf der Straße fahrende Seniorin. Kaum auszudenken, was passiert, wenn sie mitten auf der Straße einmal einen schweren Schwindelanfall hätte.

Die UNO-Konvention zur Integration behinderter Menschen verlangt, dass diese gleichberechtigt am Leben teilhaben können. In Artikel 25 ist auch deren gleichberechtigter Zugang zur Gesundheit vorgeschrieben. Im Fall der behinderten Senioren wird dieser schon durch den Zustand der Wege im Bezirk in Frage gestellt.

Die Gehwege sind seit Jahren schon ein zentrales Thema der Seniorenvertretung im Bezirk. Besonders vielen älteren Menschen bereitet deren Zustand große Probleme. Allerdings gibt es nicht einmal eine Übersicht zu deren Beschaffenheit. Repariert und ausgebaut wird von Fall zu Fall, wie gerade Geld zur Verfügung steht oder eine Straße dran ist. Deshalb fordert die Seniorenvertretung seit 2017 eine Art Kataster zu den Gehwegen im Bezirk. „Wir wollten uns sogar daran beteiligen“, sagt Petra Ritter, Vorsitzende der Seniorenvertretung. Die Seniorenvertretung bleibe aber an dem Thema dran. Sie selbst werde erst in Kürze dazu bei unterschiedlichen Ausschüssen der Bezirksverordnetenversammlung vorsprechen.

Die Linke hat im September einen Antrag in die BVV eingebracht, dass für künftige Haushaltsberatungen nicht nur für Straßen insgesamt, sondern für die Gehwege und Radwege die eingeplanten Mittel extra aufgeführt werden sollen. Die Fraktion will hierdurch absichern, dass diese im Rahmen der Straßensanierungen ausreichend Mittel auch für die Gehwege bereitgestellt werden. „Das schaffen wir nur durch mehr Transparenz“, sagt Linke-Fraktionschef Björn Tielebein. Die Beratung des Antrages im Hauptausschuss wurde seitdem mehrfach vertagt.

Gisela Bilski (85) hat Angst, wenn sie sich in ihrem motorisierten Rollstuhl auf der Straße gemeinsam mit Autofahrern bewegen muss.  | Foto: hari
Selbst wenn die Gehwege gepflastert und für Gisela Bilski (85) eigentlich zum Befahren geeignet sind, steht sie vor einem Problem. Mit ihrem Rollstuhl bleibt sie an den Bordsteinen hängen, weil diese nicht abgesenkt sind. | Foto: hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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