Ein Paradies für Zauneidechsen
Bereits 1600 Reptilien haben eine neue Heimat gefunden

Eines der streng geschützten Tiere kurz vor dem Umzug. | Foto: Ralf Drescher
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Für diesen Umzug braucht es keinen Möbelwagen, es reichen ein paar Eimer, Plastikboxen und ein PKW. Derzeit bekommen Zauneidechsen auf dem Gelände des früheren Rangier- und Betriebsbahnhofs Schöneweide eine neue Heimat.

Das alte Reichsbahngelände war vor rund 20 Jahren stillgelegt worden, nur rund um den alten Lokschuppen erinnern die Dampflokfreunde Berlin mit historischer Technik an alte Zeiten.

Der Rest des rund 40 Hektar großen Areals soll ein Gewerbegebiet werden. Dafür wurden bereits Fernbahngleise umverlegt, das Land Berlin plant die Erschließung durch öffentliche Straßen. Weil sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten aber streng geschützte Zauneidechsen angesiedelt hatten, ist die Deutsche Bahn als Grundstückseigentümer zu deren Schutz verpflichtet. Deshalb wurde ein Garten- und Landschaftsbaubetrieb engagiert, den artgerechten Umzug der Eidechsen zu organisieren. „Wir haben dafür rund zwei Kilometer Fangzäune installiert und alle zehn Meter auf beiden Seiten einen kleinen Eimer als Fallgrube eingegraben. Dort fallen die Eidechsen dann hinein, die Eimer werden jeden Tag von uns kontrolliert und die gefangenen Eidechsen in ihre neue Heimat gebracht“, erläutert Nico Stenschke. Er ist Biologe und wurde extra für diesen Auftrag von der Landschaftsbaufirma eingestellt.

Derzeit landen pro Tag fünf bis 15 Eidechsen in den Eimern. In den Jahren 2016 und 2017 wurden rund 1600 Eidechsen umgesiedelt, sie kamen in ein neues Biotop im Landschaftspark Herzberge im Nachbarbezirk Lichtenberg. Jetzt bekommen die eingefangenen Eidechsen eine neue Heimat gleich um die Ecke. Dafür wurde inzwischen ein Biotop zwischen historischem Ringlokschuppen und Bahntrasse hergerichtet. Es dient als Vorbehaltsfläche und darf nicht für eine Gewerbeansiedlung genutzt werden. „Dort finden die Eidechsen alles, was diese flinken Tiere so lieben – Platz zum Verstecken, Baumstubben zum Sonnen und geeigneten Boden zur Eiablage“, versichert Experte Nico Stenschke.

Was der Umzug kostet, war bei der Bahn nicht in Erfahrung zu bringen. Beim Großprojekt Stuttgart 21 sollen für die Umsiedlung von Eidechsen aber 15 Millionen Euro bereitgestellt worden sein, pro Eidechse kommen dort 2000 Euro zusammen. Beim Bau der ICE-Strecke Berlin-Hannover mussten 30 seltene Großtrappen durch Lärmschutzwälle geschützt werden. Das soll die Bahn pro Vogel 270 000 Euro gekostet haben.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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