Das Kreuz mit dem Kreuz
Die Vereinigung 17. Juni 1953 ist unzufrieden mit dem Zustand der Gedenkstätte

Vertreter des Bezirksamtes, der BVV und Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (r.) am Freiheitskreuz, das an den Aufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 erinnert. | Foto: Ralf Fröhlich
  • Vertreter des Bezirksamtes, der BVV und Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (r.) am Freiheitskreuz, das an den Aufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 erinnert.
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Am 17. Juni legten Vertreter des Bezirksamtes und der Bezirksverordnetenversammlung am Freiheitskreuz auf der Potsdamer Chaussee am Autobahnkreuz Zehlendorf einen Kranz nieder. Er soll an die Opfer des Volksaufstands in der DDR erinnern.

Auf einer Inschrift am Holzkreuz ist zu lesen: „Den Opfern und unerschrockenen Kämpfern für Menschenrecht, Menschenwürde, für Wahrheit und Freiheit, 17. Juni 1953“. An diesem Tag protestierten in Ost-Berlin und der DDR etwa eine Million Menschen gegen die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Rote Armee schlug den Aufstand nieder, rund 60 Menschen starben.

Der Zustand des Erinnerungsortes war wiederholt ein Thema in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). CDU und SPD hatten 2015 einen Antrag eingereicht, in dem das Bezirksamt aufgefordert wurde, den „vernachlässigten und unwürdigen Zustand“ der Gedenkstätte zu verbessern. Die Grünfläche werde nicht gepflegt, das Holzkreuz sei völlig marode. Immerhin – nach vier Jahren wurde das inzwischen 15 Jahre alte Kreuz im Mai durch ein neues ersetzt.

Erbärmlich und billig

Die Vereinigung 17. Juni 1953 bemängelte mehrmals das Aussehen der Gedenkstätte. Und auch das neue Kreuz findet bei der Vereinigung keine Gnade. „Es sieht erbärmlich und billig aus, der Stamm ist schief, das Querkreuz zu tief angesetzt“, sagt Carl-Wolfgang Holzapfel, Vorsitzender der Vereinigung. Er beklagt den schlampigen Umgang mit dem „einzigen originären Denkmal“ in Berlin, das an den Aufstand 1953 erinnert. „Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz“.

Das Bezirksamt hatte mit Bedauern erklärt, dass nicht mehr Geld für die Ausgestaltung und die Pflege der Stätte zur Verfügung stehe. Dies hält Holzapfel für unglaubwürdig. „Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Bezirk Mittel aus dem ehemaligen SED-Vermögen beantragen könnte.“ Zudem handele es sich um ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Nicht nur Anträge auf den Einsatz von Landesmitteln, auch Geld vom Bund könnte einbezogen werden, sagt Holzapfel. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

Keine offizielle Landesgedenkstätte

„Wir pflegen die Gedenkstätte so gut wir es im Rahmen unserer Möglichkeiten können“, erklärt Baustadträtin Maren Schellenberg (B’90/Grüne) auf Nachfrage der Berliner Woche. „Aktuell haben wir einige Tage vor dem 17. Juni  aufgeräumt und die Hecken geschnitten.“ Aber es handele sich hier eben nicht um eine offizielle Landesgedenkstätte. Dann wäre es möglich, zusätzlich Geld zu beantragen.

Das schiefe Holzkreuz findet Schellenberg durchaus gelungen. „Das ist meine persönliche Meinung. Es sieht wie selbst gebaut aus und passt daher zur Historie“. Am 25. Juni 1953 trugen Teilnehmer des Aufstands und Jugendliche ein selbst zusammen gezimmertes Holzkreuz durch mehrere Bezirke nach Zehlendorf und stellten es am Ort der heutigen Gedenkstätte auf. Dort stand seit 1945 ein sowjetischer Panzer zur Erinnerung an sowjetische Soldaten, die beim Kampf um Berlin ums Leben kamen. 1955 wurde der Panzer entfernt.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Buchta findet, dass vor allem die jährliche Gedenkfeier an der Gedenkstätte mehr beinhalten sollte als das Niederlegen eines Kranzes durch die BVV und das Bezirksamt. Die Feier sollte würdiger sein, Vertreter von Kirchengemeinden, Gewerkschaften und auch Teilnehmer des Aufstands eingeladen werden. Dies sei aber nur vor einem Jahr der Fall gewesen, denn damals gab es ein rundes Datum: Der Aufstand jährte sich zum 65. Mal.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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