Industriesalon sucht für Jubiläumsschau noch Exponate
Berlin-Tiergarten, Potsdamer Straße 4. Am 29. Oktober 1923 kurz vor 20 Uhr schalten Reichsposttechniker den 250-Watt-Sender ein. "Achtung, Achtung! Hier Sendestelle Berlin, Vox-Haus, Welle 400" wird ins Mikrofon gesprochen. Wie viele Berliner diese Worte hörten, ist nicht überliefert. Kein einziger hatte eine damals nötige Lizenz, die Empfänger waren alle Marke Eigenbau. Wenige Monate später sah das ganz anders aus. Im Frühjahr 1924 gab es rund 9000 Rundfunkhörer, zum Jahresende 1925 war bereits eine Million registriert."Schnell entwickelte sich ein eigener Industriezweig, um Rundfunkgeräte zu produzieren. Geräten aus den 20er- und 30er-Jahren sieht man an, dass neben Telefon- und Messgeräteherstellern auch Möbelfabriken in das Radiogeschäft eingestiegen sind", erzählt Reimo Heller vom Industriesalon, der die Ausstellung "90 Jahre Rundfunk" vorbereitet. Gezeigt werden sollen rund 150 Geräte aus allen Epochen. Dabei war Radiohören vor dem Zweiten Weltkrieg ein kostspieliges Hobby. Der sogenannte Volksempfänger kostete 1938 zwar nur 35 Mark, aber dafür mussten viele eine ganze Woche arbeiten. Ein Philips-Luxusradio mit motorgetriebener Sendereinstellung für 400 Mark zu haben. Radios hatten bis in die 50er-Jahre wohlklingende Namen wie "Dominante", "Stradivari", "Rossini" oder "Serenade". Nach dem Krieg wurden die Radios deutlich kleiner. Statt Röhren wurden Transistoren eingebaut. Das erste Transistorradio der DDR, das "Sternchen", kam 1959 für 195 Mark auf den Markt. Auch dieses Gerät zu sehen sein.
In den 80er-Jahren entdeckten die Elektronikhersteller das Kinderzimmer als Absatzmarkt. Unter der Marke "My first Sony" belieferte der japanische Hersteller seine zukünftigen Kunden mit knallbunten Geräten. Eine Auswahl stellt ein bayerischer Sammler für die Jubiläumsschau bereit. Während genug historische Rundfunkgeräte ausgewählt wurden, fehlen noch Empfänger aus den 80er- und 90er-Jahren. Besonders Geräte aus den letzten Jahren der DDR sind gefragt.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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