Theaterstück zum Thema Demenz in einer Fabrikhalle
Anna ist Mutter und Großmutter und kommt in dem Stück gar nicht vor, denn sie hat Alzheimer. Ihr Stuhl bleibt leer. Die Familienangehörigen treffen sich, um den Geburtstag von Anna zu feiern. "Meine Brandenburger Oma hat seit zehn Jahren Alzheimer. Ich habe sie früher oft im Sommer besucht. In den letzten Jahren war unsere Familie oft mit Oma überfordert", beschreibt Regisseurin Marie Rodewald ihre Motive für die Aufführung. Schauspieler Holger Foest ist Partner des Projekts. Beide leben in Oberschöneweide und stießen so auf ungewöhnlichen den Spielort für ihr Stück.
Holger Foest hat für "Ein Fest ohne Anna" in Pflegeheimen recherchiert und die Angehörigen von Erkrankten gefragt. "Über Alzheimer wird noch viel zu selten gesprochen. Oft wird das erkrankte Familienmitglied selbst vor Freunden und Bekannten regelrecht versteckt", sagt Foest. Gespielt wird in einer alten Halle des früheren Transformatorenwerks Oberspree (TRO). Das Publikum sitzt mit am Tisch, an dem sich die Familienmitglieder treffen. "Es ist aber kein Mitspieltheater. Trotzdem werden die Zuschauer auch in die Handlung einbezogen, bekommen vielleicht mal einen Kaffee eingegossen", verspricht Regisseurin Marie Rodewald.
Auf jeden Fall wird "Ein Fest ohne Anna" ein Experiment. Es gibt keine festen Dialoge für die Schauspieler, nur eine Rahmenhandlung. Damit wird jede der geplanten 21 Vorstellungen zum Unikat. Gespielt wird bis zu viermal pro Tag, die Aufführung dauert 60 Minuten. Die Produktion "Ein Fest ohne Anna" kostet knapp 18 000 Euro, davon haben die Theatermacher fast 6000 Euro über Crowdfunding von externen Unterstützern bekommen. Außerdem unterstützen zwei Stiftungen und der Bezirk Treptow-Köpenick das Projekt.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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