Immer Partei ergriffen für die Jugend

Wolfgang Büttner und sein Wandbild: Junge Fuchsbau-Besucher verewigten den langjährigen Leiter bei einem Tape-Art-Porträt, also mit Klebeband. | Foto: Schindler
  • Wolfgang Büttner und sein Wandbild: Junge Fuchsbau-Besucher verewigten den langjährigen Leiter bei einem Tape-Art-Porträt, also mit Klebeband.
  • Foto: Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

Reinickendorf. "Partei ergreifen für die Jugend" steht noch auf einem Transparent an der Fassade des Fuchsbaus. Es stammt aus dem Jahr 2011, als die Jugendeinrichtung sein 60-jähriges Bestehen feierte. "Partei ergriffen für die Jugend hat Wolfgang Büttner in seiner Reinickendorfer Dienstzeit immer", lobte Stadtrat Andreas Höhne (SPD). Mit einer großen Feier wurde der langjährige Leiter am 7. März von seinen Mitarbeitern verabschiedet.

Büttner leitete das Haus in der Thurgauer Straße 66 insgesamt 26 Jahr lang. Seine Reinickendorfer Zeit begann 1980, als er zum Spielmobil Bollerwagen kam, der mit seinen Angeboten durch den ganzen Bezirk tourte.

Bis dahin war für den gebürtigen Unterfranken Reinickendorf eher ein weißer Fleck auf dem Berliner Stadtplan. "Ich kannte damals nur die Orte in Reinickendorf, die man als zugezogener West-Berliner seinem Besuch aus Westdeutschland zeigte: die Großsiedlung Märkisches Viertel, das Dorf Lübars und dann den Tegeler See", erinnert sich Büttner, der als gelernter Kaufmann 1970 nach Berlin kam und gleich nach Kreuzberg zog, wo er bis heute wohnt.

Sein Wissen über den Berliner Norden verbesserte sich schlagartig, als der Sozialpädagoge 1980 zum Bollerwagen stieß. Acht Jahre später bot man ihm die Leitung des Fuchsbaus an. Der war nicht nur als Reinickendorfer Haus der Jugend etwas Besonderes. Ursprünglich von den Nationalsozialisten für die Hitler-Jugend geplant und 1939 begonnen, ruhten die Bauarbeiten während des Zweiten Weltkrieges. Erst eine Spende der amerikanischen Schutzmacht ermöglichte 1951 Fertigstellung und Eröffnung.

Vor allem für die Bewohner der benachbarten Weißen Stadt war der Fuchsbau auch ein kulturelles Zentrum, erfuhr Büttner aus Erzählungen älterer Mitarbeiter und Nachbarn. Der Kabarettist Wolfgang Gruner fand hier ein dankbares Publikum, der Liedermacher Reinhard Mey als Jugendlicher seinen ersten Übungsraum. Bis zum Mauerbau war der Fuchsbau auch Anlaufstelle für Jugendliche aus Ost-Berlin.

Kaum hatte Büttner die Leitung übernommen, kamen wieder Gäste aus Ost-Berlin, schließlich fiel 1989 die Mauer. Besonders gefragt waren die Disko-Abende und die Konzerte rund um den jährlichen Rockwettbewerb - alles Veranstaltungen, die zusätzlich zur klassischen Kinder- und Jugendarbeit mit offenen Treffen und zahlreichen Gruppen organisiert werden. Mit der Regionalisierung der Jugendamtsarbeit leistet der Fuchsbau auch Sozialarbeit für Kinder und Jugendliche bis hin zur Schuldnerberatung.

Was dem reiselustigen Büttner besonders intensiv in Erinnerung ist, ist der Aufbau der Kontakte zu Jugendlichen und ihren Betreuern im weißrussischen Minsk und in Burkino Faso am Rande der Sahelzone mit Besuchen und Gegenbesuchen. Büttner kam dabei gelegen, dass der Fuchsbau auch Übernachtungsmöglichkeiten hat. Im Haus stehen bis zu 39 Betten zur Verfügung.

Ganz leicht fällt es Büttner nicht, mit 65 Jahren den Fuchsbau zu verlassen. Immerhin: Für seine Reiseleidenschaft hat er jetzt mehr Zeit. Unter anderem will er mit seiner Frau regelmäßig die Tochter und seine zwei Enkelkinder in New York besuchen.

Christian Schindler / CS
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 102× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 222× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 209× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 65× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 272× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 626× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.