Chef Wolfgang Neubauer wünscht sich Existenzsicherheit
100 Jahre Kolonie Friedrichshall: Das wird gefeiert!

Wolfgang Neubauer ist seit diesem Jahr der Chef in der Kleingartenkolonie Friedrichshall. Er wünscht sich zum 100-jährigen Bestehen weiterhin fröhliches Gärtnern und einen Bebauungsplan, der die Existenz des Vereins garantiert.  | Foto: Matthias Vogel
2Bilder
  • Wolfgang Neubauer ist seit diesem Jahr der Chef in der Kleingartenkolonie Friedrichshall. Er wünscht sich zum 100-jährigen Bestehen weiterhin fröhliches Gärtnern und einen Bebauungsplan, der die Existenz des Vereins garantiert.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Die Kleingartenkolonie Friedrichshall feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Genau genommen wäre es erst am 11. Oktober soweit, aber die etwa 60 Laubenpieper wollen den Sommer mitnehmen und so findet die Sause eben schon am Sonnabend, 17. August, statt.

Pünktlich zum Jubiläumsjahr hat ein neuer Vorsitzender das Ruder der Kolonie übernommen. Vor einem Vierteljahr wurde Wolfgang Neubauer gewählt und ist also gleich mit der Organisation des Festes betraut. Kein Problem für den 66-jährigen Rentner, er macht das gerne und das Fest soll auch nicht allzu groß werden. Es gibt eine Tombola, kühle Getränke, Leckeres vom Grill und Musik. Los geht es um 15 Uhr, die Feiergäste versammeln sich auf der Parzelle Nummer 13 im Otto-Heboldt-Weg, ein für Kleingarten-Siedlungen typischer Pfad, der von der Friedrichshaller Straße abgeht. Nach erstem Plausch und Umtrunk mit den eigenen und benachbarten Kleingärtnern werden dann um 16 Uhr ein halbes Dutzend Politiker mit kurzen Redebeiträgen im Gepäck erwartet, unter anderem möchte Grünen-Baustadtrat Oliver Schruoffeneger der Einladung folgen.

„Kleingärten sind begehrtes Bauland“

Für Neubauer ist das wichtig. Denn wie beinahe alle Kolonien in Berlin leben auch die Friedrichshaller in ständiger Ungewissheit. „Kleingärten sind begehrtes Bauland“, sagt Neubauer. Er habe angesichts der Wohnungsknappheit auch Verständnis dafür, halte aber Grünzüge in Großstädten – auch in Form von Kleingartenanlagen – angesichts des fortschreitenden Klimawandels für unabdingbar. „Gerade erst ist eine Schweizer Studie erschienen, die besagt, dass London oder Paris Temperaturen wie Madrid bekommen werden. Da wird es dann mollig. Es braucht auch in Berlin mehr als nur Urban Gardening, damit die Wohnbedingungen erträglich bleiben.“

Politiker kommen zum Fest

Neubauer hat den Eindruck, bei vielen Politikern und Stadtentwicklern finde gerade ein Umdenken in diese Richtung statt. „Deshalb sind wir optimistisch. Wir hoffen aber dennoch wie alle anderen Kolonien auch, eines Tages im Flächennutzungsplan als dauerhaftes Grün ausgewiesen zu sein, und auf einen vernünftigen Bebauungsplan.“ Im schlimmsten Fall wäre der Verein Friedrichshall nicht als erster betroffen. „Wir sind mit unseren 40 Gärten ja eher ein Handtuch auf der Karte und zudem zwischen den großen Kolonien Oeynhausen und Mannheim eingebettet. Es würde also zunächst links und rechts von uns angeknabbert werden.“ Die Präsenz der Politik sieht Neubauer auch als Chance, den einen oder anderen positiven Gedanken in die Köpfe der Entscheidungsträger zu pflanzen.

"Wir sind eine offene Kolonie"

Im Laufe der vergangenen Jahre habe sich die Sichtweise auf die Kleingärten gewandelt, sagt der Vorsitzende. Nach dem Ersten Weltkrieg hätten sie der Produktion und Versorgung mit Lebensmitteln gedient, nach dem Zweiten Weltkrieg sei der Faktor Wohnen hinzugekommen, danach und bis heute seien sie als Oase der Erholung genutzt worden. „Und jetzt kommt eben der Klimawandel hinzu. Sie gewinnen wie gesagt als Grünzug Bedeutung und wenn es so weit kommt, dass wir tatsächlich für Obst und Gemüse aus dem Supermarkt einen CO²-Zuschlag bezahlen müssen, wird die Produktion in unseren Gärten auch hinsichtlich der Kosten wieder interessant.“ Neubauer findet diese Entwicklungen spannend, genauso wie das Konzept und die Zusammensetzung der eigenen Kolonie. „Was uns besonders macht, ist, dass wir eine offene Kolonie sind. Jeder kann hier spazieren gehen und sich dabei erholen. Und das wird auch wirklich rege genutzt. Unser Vereinsgrundstück ist ein offener Garten, Menschen liegen hier während ihrer Mittagspause im Liegestuhl und genießen die Ruhe.“ Auch auf die Durchmischung der Parzellen-Pächter ist der kleine Verein stolz. „Amerikaner, Japaner, Kroaten, Deutsche – sehr viele Nationalitäten sind vertreten. Das macht das Miteinander sehr lebendig.“ So soll es bleiben, das Gärtnern soll Spaß machen, findet Neubauer. Nur noch die Rechtssicherheit fehle, weiterhin existieren zu dürfen, ansonsten habe er keine Wünsche für die nächsten 100 Jahre.

Wolfgang Neubauer ist seit diesem Jahr der Chef in der Kleingartenkolonie Friedrichshall. Er wünscht sich zum 100-jährigen Bestehen weiterhin fröhliches Gärtnern und einen Bebauungsplan, der die Existenz des Vereins garantiert.  | Foto: Matthias Vogel
Keine Schranken, jeder darf hinein. Die 1919 gegründete Kleingartenkolonie Friedrichshall in Schmargendorf  bezeichnet sich als offene Siedlung.  | Foto: Matthias Vogel
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 768× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 782× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 473× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 924× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.855× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.