Das Musikularium feierte Wiedereröffnung
Wie aus einem Bahngebäude ein Auftrittsort und eine Partylocation wurde
Das Musikularium feierte am 23. April seine Wiedereröffnung. Es war zwar in der Corona-Pandemie nicht ganz geschlossen, der Re-Start sollte aber auch zugleich eine weitere Etappe in der noch relativ jungen Geschichte dieses Musikertreffs einläuten.
Das Musikularium liegt etwas abseits des Jungfernheideweges an einem Weg entlang der Trasse der stillgelegten Siemensbahn. Das Gebäude wurde für die ehemalige S-Bahnverbindung gebaut. Darin befand sich das Gleichrichterwerk für die Strecke nach Siemensstadt.
Vor mehr als 40 Jahren verlor es diese Funktion. Der vorletzte Nutzer sei ein Ingenieurbüro gewesen, erklärt Thomas Hamfler. Dann habe es leer gestanden. Bis sich der 57-Jährige und seine Musikerfreunde 2017 einmieteten.
Thomas Hamfler ist Saxophonist und spielte in der Band "Musikular". Der Name stand Pate für das Musikularium, das Mitglieder der Gruppe gründeten. Es sollte ein Ort entstehen, bei dem sich alles um Musik dreht. Es gibt dort Musikunterricht und Konzerte, speziell Jam Sessions. Auch für Partys, Seminare oder Workshops kann das Haus gebucht werden. Als nächster Schritt soll ein Aufnahmestudio eingerichtet werden.
Wie die Jam Sessions in der Praxis funktionieren, ließ sich bei der Wiedereröffnung nachvollziehen. Im Vorgarten traten Bands wie die "anonymen Ukuleliker" auf. Zwei Herren, die auf den Mini-Saiteninstrumenten Songs von Sting bis Hildegard Knef spielten. Nach ihnen folgte ein Gitarrist, der für seine Darbietung auf der Bierbank sitzen blieb. Vis a vis war der Grill für die Verköstigung aufgebaut und im Keller des Gebäudes drehte eine Rockband auf.
Neben Thomas Hamfler betreibt eine Handvoll weiterer Menschen das Musikularium, darunter mit Annette Scheel eine Frau. Um diesen Kreis herum gibt es mehr oder weniger stark Beteiligte ähnlich einer Jam Session. Gerade mit diesem Format hat sich das Musikularium bereits einen Namen gemacht. Hamfler erzählt von Musikern, die spontan vorbeigekommen seien, angelockt durch entsprechende Ankündigungen im Internet. Dabei hätten sich unterschiedlichste Formationen und Instrumentalisten gefunden, von Klassik bis HipHop.
Solche Konzerte weiterzuentwickeln ist ein Vorhaben für die nächsten Jahre. Sie sollen auch gestreamt werden, denn die ungefähr 100 Quadratmeter Nutzfläche schränken die Zahl der Besucher doch arg ein. Und dann gibt es noch das Projekt Aufnahmestudio. Gedacht nicht zuletzt für Bands und Interpreten ohne größeres finanzielles Polster. Wobei auch die Betreiber erst einmal das Geld dafür zusammenbekommen müssen.
Ein wichtiges Kapital sei dabei der Zusammenhalt der Nutzer des Musikulariums. Obwohl Angebote meistens ausfielen, hätten einige weiter Miete bezahlt. Sehr fair sei auch der Vermieter, das Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen, das erst vor Kurzem den Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert habe.
Je mehr Thomas Hamfler ins Erzählen kommt, umso mehr drängt sich der Eindruck auf, dass es sich bei diesem Projekt um einen Traum handelt, den sich einige Musiker erfüllen wollten. Dass das im nicht als Club- und Konzert-Hotspot bekannten Siemensstadt gelang – umso besser. Kinder aus der Nachbarschaft kämen zum Unterricht und Erwachsene nützten die Räume für Feste. Am Sonnabend, 28. Mai, um 15 Uhr findet übrigens die nächste Jam Session statt.
Mehr Informationen im Internet auf www.musikularium.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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