Gehwegnasen und Mittelinseln: Verkehrskonzept für Siedlung Heerstraße Nord vorgestellt
Barrierefreiheit, sichere Schulwege und ein gedrosselter Verkehr: Das Verkehrskonzept für die Siedlung Heerstraße Nord schlägt diverse Maßnahmen vor.
Die Großsiedlung Heerstraße Nord ist nicht nur für ihre Gebäuderiegel und Punkthochhäuser, sondern auch für ihre Auto freundlichen Straßen bekannt. Die sind breit und führen quer durch die Rudolf-Wissell-Siedlung und die Obstalleesiedlung im Staakener Zentrum. Weil vielfach aber Querungshilfen fehlen, sind die viele sozialen Einrichtungen vor allem für Ältere und Kinder nur schwer erreichbar. Hinzu kommt, dass sich viele Autofahrer nicht an die Tempolimits halten, beispielsweise im Pillnitzer Weg. Dort ist es für Fußgänger wegen der Querparker besonders heikel, die Straße zu passieren.
Das Bezirksamt hat darum beschlossen, mit Mitteln aus dem „Stadtumbau West“ den Fußverkehr in der Großsiedlung zu stärken und Barrieren abzubauen. Das Planungsbüro „VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH“ wurde dazu mit einem Verkehrsgutachten beauftragt. Das sollte ermitteln, welche kleinteiligen baulichen Maßnahmen am Pillnitzer Weg, Maulbeerallee, Blasewitzer Weg und Sandstraße Ecke Obstallee möglich sind, um auf den stark frequentierten Straßen die Übergänge zu verbessern, Barrieren für Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Sehbehinderte abzubauen, Schulwege sicherer zu machen und die Geschwindigkeit des Autoverkehrs zu reduzieren.
Erste Ergebnisse dieses Gutachtens stellten die Experten bereits im letzten November dem Quartiersrat vor, bis Ende 2017 sollte das Verkehrsgutachten dann komplett fertig sein. Auf der 7. Mieterversammlung am 16. März im Gemeindesaal am Pillnitzer Weg, in der es neuerlich um Probleme der Mieter mit defekten Aufzügen, undichten Fenstern, Falschparkern, fehlenden Parkplätzen und rasenden Autofahrern ging, kündigte Baustadtrat Frank Bewig (CDU) das Gutachten für den Verkehrsausschuss vier Tage später an.
13 Maßnahmen sollen bis 2019 umgesetzt werden
Demnach sollen 13 Maßnahmen bis Ende 2019 realisiert werden und zwar für rund 324.000 Euro. Dazu zählen der Rückschnitt von Straßengrün und der Bau von Gehweg-Vorstreckungen, zum Beispiel Pillnitzer Weg Ecke Loschwitzer Weg, Ecke Maulbeerallee und Räcknitzer Steig sowie am Knotenpunkt Blasewitzer Ring und Obstallee. Die letzte Maßnahme muss allerdings noch mit den Berliner Verkehrsbetrieben abgestimmt werden. Mit den vorgestreckten Fußwegen entfallen auch mehrere Stellplätze. Auf der Maulbeerallee in Höhe Bushaltestelle Baluschekweg soll eine Mittelinsel das Queren der Straße sicherer machen. Eine Tempo-30-Zone wird es laut Verkehrskonzept für das gesamte Gebiet nicht geben, da an den meisten Kreuzungen die Vorfahrtsregel Rechts vor Links die Höchstgeschwindigkeit ohnehin drosselt.
Inhalt des Gutachtens waren auch eine Analyse der Parksituation und des Schleichverkehrs, eine Fußgängerzählung an relevanten Verkehrsknoten und eine Verkehrszählung. So wurden etwa am Pillnitzer Weg täglich 2700 Autos gezählt, zu Spitzenzeiten knapp 300 pro Stunde. Im Blasewitzer Weg waren es 6150 Fahrzeuge täglich. Für Baustadtrat Frank Bewig bestätigten die Zahlen einen „massiven Verkehr“ nicht, weshalb er verkehrsberuhigte Zonen in diesen Straßen ausschloss. Anwohner hatten diese vorgeschlagen.
Das Verkehrsgutachten ist mit der Spandauer Verkehrsbehörde, dem Straßen- und Grünflächenamt und dem Behindertenbeauftragten abgestimmt. Die VCDB hatte ursprünglich 20 Maßnahmen empfohlen, von denen einige aber zu teuer waren.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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