Architekten für Tegel-Aus: Kammer kritisiert fehlende öffentliche Diskussion

Tegel. Die Senatspolitik zur Schließung des Flughafens Tegel hat einen wichtigen Unterstützer gefunden: Die Architektenkammer Berlin.

Die Vertretung von mehr als 8200 Architekten und Stadtplanern hält ein vorzeitiges Aufgeben der Pläne für die Nachnutzung von Tegel aufgrund des Volksentscheids für ein falsches Signal.

Allerdings halten sich die Architekten auch nicht mit Kritik am Senat zurück: „Richtiger wäre es, die Planung für den Standort in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und in einer breiten Diskussion weiter zu entwickeln“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der Institution vom 22. Mai.

Bisher gehöre es schon zum guten Ton auch unter Fachleuten, den Großflughafen BER schlecht zu reden. Dagegen müsse mit ganzer Kraft an seiner Eröffnung gearbeitet werden: „Bei aller (West-)Berliner Nostalgie und Liebe zu Tegel verdienen Berlin und Brandenburg einen neuen, seiner Hauptstadtfunktion adäquaten und funktionierenden Flughafen.“

Geschlossene Diskussionen werden sich rächen

Die nunmehr für Tegel verantwortliche Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) hat nach Ansicht der Architketenkammer die Chance, hier die Vorreiterrolle Berlins als zukunftsfähige Stadt voranzubringen. Mit dem Gewerbestandort „Urban Tech Republic“ und dem Kurt-Schumacher-Quartier, einem neuen Wohngebiet für 10.000 Menschen, entstehe ein Labor für Stadtentwicklung, Innovation und Klimaschutz. Für dieses immense Potenzial gelte es, die Bevölkerung zu sensibilisieren und dabei die Diskussion mit der (Fach-)Öffentlichkeit und den Gegnern nicht zu scheuen. Bisher räche sich die „Closed-Shop“-Mentalität ohne große öffentliche Diskussion. Die Planung zur Umnutzung des Flughafengebäudes für die Beuth-Hochschule sei sogar in einem „Verhandlungsverfahren“ vergeben worden, obwohl gerade dieses ein weltberühmtes Beispiel dafür sei, dass es die ganz jungen Architekten Gerkan und Marg damals als Sieger eines offenen Wettbewerbes bauen konnten. Die wenig offenen Verfahren könnten heutige Architekturstudenten an ihren Chancen auf Vergleichbares zweifeln lassen. CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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