Wer weiß etwas über den Verbleib der ersten Inschrift?
Die Tafel hängt an der Südostecke der Brücke. Sie ist aus Bronze. Was mit der Farbgebung der Fassade der nahe gelegenen Staatsbibliothek korrespondiert. Ein Edelstahlrahmen fasst die Tafel. Zum Schutz deckt Acrylglas ihre Oberfläche ab. Die Tafel erinnert an Nikolai Iwanowitsch Massalow. Der Feldwebel der Roten Armee rettete beim Sturm auf die Reichskanzlei, zwei Tage vor der Eroberung Berlins, unter Einsatz seines Lebens ein Kind aus dem Kugelhagel. Es war ein ungefähr dreijähriges Mädchen, das neben seiner toten Mutter, vielleicht eine Rotkreuz-Schwester, sitzen geblieben war. Massalows Tat vom 30. April 1945 fand vielleicht sogar Eingang in die Bronzefigur mit Kind des sowjetischen Ehrenmals in Treptow. Der Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch hat das aber immer bestritten.
2001 ist Nikolai Iwanowitsch Massalow 79-jährig in seinem sibirischen Heimatdorf Tjaschin gestorben. Die Gedenktafel mit Text in Deutsch und Russisch wurde 2003 angebracht. Es ist aber nicht die Gedenktafel, an die sich die SPD-Bürgerdeputierte auf ihren Spaziergängen erinnert. "Die war aus demselben Material. Sie hatte dieselbe Größe und denselben Text", sagt Ernst. "Aber in der Mitte der Tafel war ein Relief." Und zwar dem Monument des Treptower Soldaten nachgebildet.
Helga Ernst stellte Nachforschungen an. Wurde die ursprüngliche Tafel ausgetauscht? Sie hat alle gefragt, die damals bei der Gedenktafel-Einweihung dabei waren: den Bezirksverordneten Volker Hobrack, der früher der bezirklichen Gedenktafelkommission vorsaß, Gedenktafelexperten wie Holger Hübner, aber auch jene, die sich um die Brücken in Berlin kümmern. "Keiner weiß etwas. Keiner kennt die Tafel, an die ich mich erinnere", so die ehemalige Berliner Abgeordnete. Wie ist das möglich? Die Tafel mit dem Relief hing viele Jahre an der Potsdamer Brücke. Helga Ernst hofft jetzt, dass sich irgendwer auch an die "verschwundene" erste Tafel erinnern kann, sie vielleicht fotografiert hat. Oder sogar denjenigen kennt, der sie anfertigte oder entfernen ließ.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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