Gala von Reichenfels verbildlicht Männlichkeit
König Ludwig XIV. braucht sich nicht mit anderen zu messen. Seine Männlichkeit ragt unterhalb der Gürtellinie steil über den Durchschnitt hinaus. Freimütig blickt der lockige Monarch ins Ferne, während die beiden Herrschaften, die ihn flankieren - immerhin Götter der Morgenröte - im zwanghaften Vergleich ihrer Bizepsberge mit den Genitalien erstarren.Und doch benennt sie Gala von Reichenfels "als Beschützer des Königs". Es handelt sich um eines der markantesten Werke ihrer neuen Schau, die alle Leidenschaften einer drei Jahrzehnte langen Künstlerlaufbahn zusammenbringt. "Ich bildhauere malerisch", beschreibt die Neuköllnerin ihre skulpturhafte Abbildung von Männlichkeit auf abstraktem Grund. Dabei lassen die roten, blauen und goldene Acrylfelder die grün-weiß gemaserten Heroen plastisch hervortreten. Mal bieten sie sich dem Betrachter wehrhaft dar, mal ihren Fetisch-Fantasien hingegeben, mal verletzlich und weich. Die Uniformen und das Nackte verheißen Imponiergehabe in Reinform. Mehr noch die Potenzsymbolik, mit welcher sich die muskulösen Herrschaften umgeben. Sportwagen geben der Selbstinszenierung eine technische Entsprechung. Der Betrachter findet sie bei Reichenfels als spielzeughafte Ikonen, aber auch als ausgebrannte Wracks auf einer großformatigen Karte des Südkiezes von Friedrichshain. Zerstörung von fremden Machtsymbolen? Ebenfalls männlich.
In einem Fall ruht das Automobil sogar als Hantel in der Faust eines Hünen, ist hier Kraftausdruck und Kraftquell zugleich. Alle Gemälde der Reihe verhandeln den Dreischritt aus Kauflust, Potenz und Erotik. Vor allem aber gelten sie für Reichenfels als "Liebesbekenntnis zum männlichen Körper, der seit Hunderten Jahren vernachlässigt ist".
Ihre Blicke auf das zu oft verhüllte Geschlechte gewährt die 52-jährige Künstlerin täglich außer sonntags ab 20 Uhr im Lokal "Die kleine Weltlaterne", Nestorstraße 22.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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