Schüler im Einsatz in der Wärmestube am Bundesplatz
Bis zur Rente hat sie als Krankenschwester gearbeitet. Danach hat sie ehrenamtlich die Kirche geputzt, bis sie der Ruf nach Wilmersdorf ereilt hat. Um am Bundesplatz zu helfen, nimmt sie jeden Donnerstag jeweils eine Stunde für die Fahrt von und nach Weißensee in Kauf. Bis zu 80 Teller hat sie hier zu spülen, dazu das Besteck, Kaffeegeschirr und die Töpfe. "Dass ich hier an der Spülmaschine stehe, hat sich so ergeben. Das macht mir Spaß. Ich mache das gerne."Hinter der Theke steht die 16-jährige Yaroba Klein, Schülerin am Schillergymnasium. Sie möchte einmal Journalistin werden, "viel reisen, viel sehen und viel sozial arbeiten". Damit wird sie gleich nach dem Abi bei einem praktischen Jahr im Ausland anfangen. Zwischen diesem Lebensanspruch und der Lebenserfahrung von Hildegunde Nowak liegen nur 64 Jahre, sie scheinen aber ein ganzes Zeitalter zu umspannen.
Mit ihrer 18-jährigen Mitschülerin Mina Shirazi belegt Yaroba Klein am Tresen die Brote. Die Erfahrungen, die sie hier sammelt, entsprechen gar nicht ihren Erwartungen. "Ich dachte, hierher kommen raue Kerle mit Alkoholfahne, Rüpel, die uns beschimpfen und Streit suchen." Die beiden Mädchen erleben jedoch freundliche Leute, die sich für den Besuch in der Wärmestube fein machen, sich gewählt ausdrücken, "Bitte" und "Danke" sagen, helfen und den Tisch selbst mit abräumen. Auch sind sie nicht als "Versager" an den Abgrund geraten, sondern, das will Mina bis heute nicht begreifen, manchmal sogar aus Menschlichkeit: Einer der Gäste hat Beruf und Karriere aufgegeben, um seine Mutter zu pflegen. Nachdem sie gestorben war, hat er keine Arbeit mehr gefunden.
Für Mina ist es das letzte Schuljahr. Danach wird sie für ein Jahr nach Chile gehen und auch dort in einem sozialen Projekt arbeiten.
Die beiden Schülerinnen sind durch das von Jürgen Clausen initiierte Projekt "Schüler lernen durch Engagement" zur ehrenamtlichen Arbeit in dieser Wärmestube gekommen. Von November bis März leisten sie dort jeden Donnerstag etwa drei Stunden soziale Arbeit. Während Mina die Einrichtung schon vom Vorjahr kennt, ist es für Yaroba, die noch kein ganzes Jahr in Berlin lebt, das erste Mal, dass sie über solch einen langen Zeitraum in einem Projekt mitarbeitet.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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