„Man darf auch mal gemein sein!“:
Das Mehrgenerationentheater im Phoenix sucht neue Mitspieler

Sind mit Begeisterung bei der Sache: Friedrich da Fonseca-Wollheim und Theaterleiter Jens Clausen. Jetzt freuen sie sich auf neue Mitspieler für das Mehrgenerationentheater. | Foto: Ulrike Martin
  • Sind mit Begeisterung bei der Sache: Friedrich da Fonseca-Wollheim und Theaterleiter Jens Clausen. Jetzt freuen sie sich auf neue Mitspieler für das Mehrgenerationentheater.
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Einfach mal in eine andere Rolle schlüpfen? Ausprobieren, wie es sich anfühlt, auf der Bühne zu stehen? Das Mehrgenerationentheater Zehlendorf bietet diese Chance. Die Hobby-Mimen haben allerdings derzeit ein Problem: Das Ensemble ist zu klein, es fehlt an Mitspielern.

„Wir hatten im vergangenen Jahr einen richtigen Aderlass“, sagt Jens Clausen, der als Theaterpädagoge das Ensemble seit 2011 leitet. „Es gab Umzüge, und einige mussten aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen aufhören.“ Deshalb suche man jetzt wieder Verstärkung, um neu durchzustarten.

Das Besondere am Mehrgenerationentheater: „Wir spielen nicht nach literarischen Vorlagen, sondern entwickeln unsere Stücke selbst“, erklärt Clausen. Er bringt Vorschläge ins Gespräch, die dann gemeinsam mit den Darstellern entwickelt und inszeniert werden. Die Ideen können beispielsweise aus dem Alltag stammen. So gab es das Stück „Feste feiern“, in dem zwei Familien eine Gartenparty veranstalteten – zur Tomatenzeit. Das Ganze endete in einem Desaster beziehungsweise mit einer Tomatenschlacht.

Seinen Schauspielern stellt Clausen Improvisationsaufgaben. „Darauf bauen sich die Szenen auf, man guckt, was passt.“ So entsteht der Feinschliff für die einzelnen Rollen und daraus resultieren schließlich die schriftlichen Vorlagen. Nach rund einem Jahr ist ein Stück fertig und kann auf der Bühne im Mehrgenerationehaus aufgeführt werden.

Einer, der seit knapp drei Jahren mitspielt, ist Friedrich da Fonseca-Wollheim. „Ich bin gebürtiger Hamburger, also eigentlich nicht daran gewöhnt, mit viel Emphase zu agieren“, sagt er. Das könne er durch die Schauspielerei jetzt aber besser. „Und ich habe gemerkt, dass es in meinem Alltag etwas verändert hat, mehr Gefühl zu zeigen.“

Was dem fast 80-Jährigen am Mehrgenerationentheater gefällt? „Die Textvorgaben sind nicht allzu stramm, man kann variieren.“ Schön sei zudem, sich auf der Bühne so geben zu können, wie man es sonst nicht tut. „Man darf auch mal gemein sein.“

Besonders schätzt er die familiäre Atmosphäre bei den Proben. „Keiner muss fürchten, in eine Rolle gepresst zu werden.“ Dies sei Clausen zu verdanken.

Der studierte Theaterpädagoge sieht seine Arbeit unter dem Aspekt, mit Menschen, die keine Schauspieler sind, Theater zu machen. „Ich finde, beim Impro-Theater lernen die Beteiligten fürs Leben.“ Wer in die Haut eines anderen schlüpfe, könne dabei auch etwas über sich selbst erfahren.

Für Friedrich da Fonseca-Wollheim hat sich durch die Schauspielerei ein Nebeneffekt ergeben. „Ich habe hier Menschen kennen gelernt, mit denen ich sonst wahrscheinlich nie zusammen gekommen wäre, die ich im Alltag vielleicht übersehen hätte.“

Sein Fazit: „Wer bei uns mitmachen will, braucht keine Scheu zu haben, eine Rolle nicht ausfüllen zu können, man gibt sich keine Blöße, denn alle haben viel zu sagen.“

Für Clausen ist wichtig, dass es sich bei seiner Gruppe um ein echtes Mehrgenerationentheater handelt. „Diese Mischung aus Jungen und Älteren ist sehr reizvoll, zu sehen, wie der jeweils andere tickt.“

Jetzt fehlen nur noch neue Mitspieler. Jeder, der Interesse hat, ist herzlich eingeladen. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre. Ideen für einen neuen Theater-Namen sind übrigens auch willkommen.

Wer dabei sein will, meldet sich bei Jens Clausen unter 01785633492 oder per Mail an mail@jens-clausen.de.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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