Vor zehn Jahren gab es keine Sanierung an tragenden Teilen der Elsenbrücke
Schäden waren 2008 nicht sichtbar

Die östliche Brückenseite wurde Ende August 2018 für den motorisierten Verkehr komplett gesperrt. | Foto: Ralf Drescher
3Bilder
  • Die östliche Brückenseite wurde Ende August 2018 für den motorisierten Verkehr komplett gesperrt.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Seit Wochen beschäftigen Zustand und Abriss der Elsenbrücke die Berliner. Und vielen stellt sich die Frage, warum die jetzt zu Tage getretenen Schäden nicht bei der Sanierung 2008/2009 beseitigt wurden.

Die Berliner Woche hatte damals mehrfach über die rund 3,9 Millionen Euro teure Sanierung berichtet. Im Mai 2008 waren dafür auch die Spannkammern der Brücke geöffnet worden. Allerdings wurde nicht am Spannbeton selbst saniert, sondern nur an den Kammerwänden. Hier war durch die kaputte Fahrbahndecke Wasser eingedrungen. Weil Betondecke und Armierung defekt waren, hatte sich die gesamte Sanierung um sechs Monate verlängert.

Das bestätigte jetzt auch eine Anfrage des Köpenicker FDP-Abgeordneten Stefan Förster. Der hatte der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz einen Fragenkatalog zur Elsenbrücke geschickt und dabei auch nach dem Umfang der Sanierung vor zehn Jahren gefragt. Darauf wurde mitgeteilt, dass seinerzeit Rückbau und Neubau der Fahrbahnbeläge und Abdichtung, Rückbau und Neubau der Fahrbahnübergangskonstruktion, Instandsetzung der Betonoberflächen sowie Instandsetzung der Stahlbetoneinfassung der Spannkammer und Spannkammerrückwand erfolgten. Außerdem wurden die Brückengeländer erneuert. „Es wurden keine Baumaßnahmen an tragenden Teilen vorgenommen. Schäden an den tragenden Bauteilen oder daraufhin deutende Risse waren bei der Sanierung vor zehn Jahren nicht feststellbar, sodass die Dauerhaftigkeit des Bauwerks für einen langen Zeitraum gegeben sein sollte“, schreibt Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese an den Abgeordneten.

Im gleichen Schreiben gibt es auch eine erste Kostenschätzung, der Abriss und Neubau der Elsenbrücke ist mit 50,2 Millionen Euro veranschlagt. Einen belastbaren Zeitplan kann der Staatssekretär noch nicht nennen, geht aber vom Abriss der östlichen Brückenhälfte 2020 aus. Mit dem Ersatzbau und Abschluss der Arbeiten ist nach seinen Angaben 2028 zu rechnen.

Ein noch 2018 im Auftrag der Senatsverwaltung erstelltes Gutachten zur Schadenursache geht von einem Versagen von Spannstählen im östlichen Überbau aus. Verwendet wurde damals Hennigsdorfer Spannstahl, der nach heutigen Erkenntnissen spannungsrissgefährdet ist. Außerdem erfolgte die Ummantelung mit Beton erst mit 14-tägiger Verzögerung. „Somit ist eine Vorschädigung durch Korrosion der Spannstähle nicht ausgeschlossen. Darüber hinaus führten die extremen Temperaturen im Sommer 2018 zu einer zusätzlichen Belastung“, teilte die Senatsverwaltung kurz vor Weihnachten dem Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses mit.

Mit dem Zeitplan ist Stefan Förster nicht einverstanden. „Diese Brücke wird täglich von 55 000 Fahrzeugen benutzt, sie ist eine Lebensader der Bezirke Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg. Da sollten wir uns nicht zehn Jahre Bauzeit genehmigen. Ich fordere von der Senatsverwaltung ein Vorziehen der Baumaßnahme und eine Beschleunigung des Planungsverfahrens. Wenn eigene Kapazitäten nicht ausreichen, müssen externe Projektentwickler beauftragt werden. Außerdem muss bei der Planung der neuen Elsenbrücke bereits der Weiterbau der Stadtautobahn nach Lichtenberg berücksichtigt werden“, so der FDP-Abgeordnete.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 120× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 580× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.078× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.967× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.