Robinson Crusoe auf dem Teller: Literatur und Porzellan: Das Schloss Britz eröffnet seine neue Ausstellung

Tückisches Fabeltier auf der Teetasse: Meister Reineke spielt Meister Lampe übel mit. | Foto: Schilp
3Bilder
  • Tückisches Fabeltier auf der Teetasse: Meister Reineke spielt Meister Lampe übel mit.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Britz. Zu einem kulturhistorischen Streifzug durch die vornehme Welt des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts lädt das Schloss Britz mit seiner neuen Ausstellung ein. Der Titel lautet: „Literatur auf Porzellan, Steingut und in anderem Kunsthandwerk“.

Sie waren sagenhaft unpraktisch, die Pfeifen, die die Herren Studenten einst bei ihren Zusammenkünften zu rauchen pflegten. Auf große Holzgestelle wurden Porzellanköpfe gesteckt und mit Tabak gefüllt. „Porzellan wird wahnsinnig heiß und ist eigentlich dafür völlig ungeeignet“, erklärt Sonja Kramer, Geschäftsführerin der Kulturstiftung Schloss Britz. Doch das störte die Studiosi nicht. Sie wetteiferten darum, wer den am schönsten bemalten Pfeifenkopf besaß. Er hatte literarische Motive zu zeigen – Faust und Gretchen zum Beispiel oder Wallenstein oder die Loreley. Lesen war zur Zeit der Romantik en vogue, und der Pfeifenkopf Fanartikel und Statussymbol.

„Wer damals etwas auf sich hielt, las und plauderte in Salons darüber“, so Kramer. Auch die Kupfer- und Stahlstecher jener Zeit fanden Gefallen an literarischen Figuren. Ihre Darstellungen lieferten oft die Vorlagen für die Porzellanmaler. Als die Herstellung des weißen Golds preiswerter geworden war, hielt es Einzug in die Vitrinen großbürgerlicher Haushalte.

Es entstanden kunstvoll gestaltete Teller, Teekannen, Tassen, Tabletts, Schnupftabaksdosen – und natürlich Pfeifenköpfe. Etwa 80 Exponate sind im Schloss Britz zu sehen sowie viele Vorlagen und Bücher. Ergänzt wird die Schau von prächtigen Bronze-Uhren, einen halben Meter hoch und von literarischen Figuren gekrönt. Die wertvollen Stücke stammen aus privaten Sammlungen, die meisten wurden in Meißen oder bei der KPM gefertigt. Ein Blickfang sind das Frühstücksservice mit farbenfrohen Szenen aus Goethes „Reineke Fuchs“ und Steingutteller mit Motiven aus Defoes „Robinson Crusoe“.

Die Ausstellung verteilt sich auf mehrere Räume: eine deutsche Abteilung mit Vertretern wie Heine und Schiller, den englischen Raum mit Byron, Scott und anderen, den französischen mit Chateaubriand und Zeitgenossen sowie einen Raum für berühmte Liebespaare. Schließlich wird auch die Porzellanherstellung und -bemalung thematisiert. „Die Ausstellung verbindet drei Teile: Porzellan, Literatur und Grafik als Vermittler zwischen den beiden“, sagt Aneta Brinker, die die Schau konzipiert hat. Für weniger Literaturfeste empfiehlt sich eine Führung – denn nicht alles ist auf den ersten Blick in seiner vollen Bedeutung zu erfassen. sus

Die Schau geht bis zum 19. Februar, geöffnet ist täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt: sieben, ermäßigt vier Euro. Führungen gibt es sonntags um 14 Uhr und nach Vereinbarung, auch Sonderführungen für Kinder mit anschließendem Porzellanmalen. Anmeldung unter  60 97 92 30.
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 245× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.004× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 658× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.147× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.033× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.