Stephanie Hennings ist Seelsorgerin am Waldkrankenhaus
Trösterin der Seelen

Jeden Morgen zündet Stephanie Hennings eine Kerze an. Das gibt ihr Kraft für den Tag.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Jeden Morgen zündet Stephanie Hennings eine Kerze an. Das gibt ihr Kraft für den Tag.
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Stephanie Hennings tröstet, schenkt Zuwendung, berät und begleitet auf dem letzten Weg. Sie ist Seelsorgerin im Evangelischen Waldkrankenhaus.

Da sein, Zuhören, Beistand leisten. Stephanie Hennings macht das jeden Tag. In dringenden Fällen auch am Wochenende. Denn Probleme, Not und Trauer kennen keinen Feierabend. Stephanie Hennings arbeitet als Seelsorgerin im Evangelischen Waldkrankenhaus. „Anderen beistehen, sich in sie einfühlen, ihre Freuden und Nöte mittragen und ihnen eine sinnstiftende Beratung geben“, so beschreibt die erfahrene Seelsorgerin ziemlich genau, was sie tut, und was mit dem Wortsinn „Sorge für die Seele“ gemeint ist.

Klinikseelsorge heißt für Stephanie Hennings deshalb nicht, nur von Bett zu Bett zu gehen und den Kranken Trost zuzusprechen. Für sie bedeutet Seelsorge mehr als nur ein Besuch – gerade in einem Krankenhaus, wo sich so viele persönlichen Geschichten und Schicksale verdichten. Hier trifft sie die junge Schwangere, die sich auf ihr Kind freut, den Mann, der Angst vor der Operation hat oder eine schlimme Diagnose verarbeiten muss. Und sie trifft die einsame Seniorin, die nicht ins Heim will. Einige Patienten begleitet sie auch auf ihrem letzten Weg, wie die 99 Jahre alte Frau auf der Intensivstation, für die sie auf Wunsch der Angehörigen auch die Trauerrede hielt.

"Ich helfe Traurigkeit auszuhalten"

Als Seelsorgerin drängt sich Stephanie Hennings niemandem auf. Nicht jedem fällt es leicht, über seine Sorgen zu sprechen und um Hilfe zu bitten. Aber sie stellt sich jedem Gespräch, auch wenn sie viel Trauriges hört. Über schwierige Trennungen zum Beispiel, über Beziehungsprobleme oder über das schlechte Verhältnis zu den erwachsenen Kindern. „Bei Patienten in sehr hohem Alter ist es meist die Kriegszeit, die sie belastet. Die Angst vor dem ständigen Hunger, der Vergewaltigung und die miterlebt haben, wie ihre Angehörigen ermordet wurden“, erzählt die 47-Jährige. „Ich helfe ihnen, die Traurigkeit auszuhalten.“ Und sie macht ihnen Mut, mit Freude und Dankbarkeit auf ihr gelebtes Leben zurückzublicken. So ist Stephanie Hennings ein bisschen von allem: Trösterin, Mutmacherin, Ideengeberin, Beratin und spirituelle Reiseleiterin.

Hauptberuflich ist Hennings Pfarrerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Gatow und ist beim evangelischen Kirchenkreis angestellt. Sie hat Theologie studiert, an einem Gymnasium unterrichtet, war Notfallseelsorgerin und zuletzt Gemeindepfarrerin in Luckenwalde. Seit Juni dieses Jahres ist sie Seelsorgerin im Waldkrankenhaus. Ihr Büro dort ist groß und einladend, an der gläsernen Eingangstür hängt ihre Telefonnummer, für den Fall, dass sie gerade auf einer Station unterwegs ist. Dass ein Seelsorger sein Büro direkt in der Klinik hat, ist eher selten. Das Waldkrankenhaus hat sogar eine eigene Kirche auf seinem Gelände. Auch das ist eine Besonderheit. Dort leitet Stephanie Hennings die Gottesdienste und zündet jeden Morgen die erste Kerze an. Das und ein kurzes Gebet geben ihr Kraft für den Tag. Wie das Schatzbüchlein mit Psalmen oder der kleine runde „Handschmeichler“, den sie immer bei sich trägt.

Die Zeit im Krankenhaus ist begrenzt

Stephanie Hennings kann auch Choräle singen. Einmal hat sie auf der Onkologie einer Patientin „Bewahre uns Gott“ vorgesungen. Eine andere Frau kam dazu, dann noch eine und plötzlich standen sie zu Dritt am Krankenbett. „Das war ein schöner Moment der Verbundenheit. So etwas sorgt auch für die Seele.“ Darum liebt sie ihre Arbeit, auch wenn sie weiß, dass die Zeit für Patienten in einem Krankenhaus begrenzt ist, und man wieder Abschied nehmen muss. Was die Seelsorgerin dafür geschenkt bekommt? Vertrauen, eine Umarmung, ein Lächeln, Tränen, Schweigen und ein Dankeschön. „Ich wünsche allen, dass sie einen Raum haben, in dem sie ganz sie selbst sein dürfen, wo sie nichts leisten müssen, wo nur der Mensch zählt“, sagt Stephanie Hennings.

Und was erhofft sie sich für das neue Jahr? „Dass sich Ehrenamtliche finden, die zwei Stunden in der Woche Zeit haben, Patienten hier im Waldkrankenhaus Zuwendung zu schenken.“ Bei einem Gespräch, beim gemeinsamen Spaziergang oder beim Vorlesen aus einem Buch. Lauter kleine Dinge also für die Seele. Kontakt: 37 02 20 55 oder E-Mail an stephanie.hennings@jsd.de.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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