Anwohner der Kastanienallee setzen sich in neuem Verein für Verkehrsberuhigung ein

Thomas Zoller und Ingo Baenisch setzen sich gemeinsam mit anderen Initiativen für eine Verkehrsberuhigung in Rosenthal, Wilhelmsruh und Französisch Buchholz ein. | Foto: Bernd Wähner
  • Thomas Zoller und Ingo Baenisch setzen sich gemeinsam mit anderen Initiativen für eine Verkehrsberuhigung in Rosenthal, Wilhelmsruh und Französisch Buchholz ein.
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Rosenthal. Die Anwohner der Kastanienallee sind genervt. Seit Jahren nimmt der Lkw-Verkehr auf dieser Ost-West-Trasse stetig zu.

Ingo Baenisch ist einer derer, die davon besonders betroffen sind. „Wenn die Lkws über die Straße fahren, dann vibrieren mein Schreibtisch, die Schänke und sogar die Betten“, sagt er. „Besonders deutlich spürt man die vorbeifahrenden Lkw, wenn sie auch noch durch ein Schlagloch fahren.“ Und das Nervigste ist: Die schweren Laster fahren nicht etwa nur am Tage. Sie wecken die Anwohner bereits um 3.30 Uhr, und das an sieben Tagen in der Woche.

Das Problem ist, dass der Ursprung dieser Verkehrsbelastung nicht mal direkt von Pankow ausgeht. Die Fahrzeuge starten in der Regel im benachbarten Reinickendorfer Industriegebiet, fahren durch die Kastanienallee in Wilhelmsruh und Rosenthal auf die Dietzgenstraße und dann weiter raus aus Berlin. Ziele sind meist Müllverbrennungsanlagen.

Weil die Lärmbelastung unerträglich ist, versuchen die Anlieger seit über einem Jahr eine Veränderung zu erreichen. Doch bisher kommen sie nicht weiter. Das Bezirksamt weist darauf hin, dass sich die Betriebe, von denen die Lkw kommen, im Nachbarbezirk befinden. Außerdem ist die Kastanienallee eine übergeordnete Straße. Da sei sowieso der Senat zuständig. Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) ist indes der Auffassung, dass man das Thema beim weiteren Neubau der Kastanienallee angehen muss. Und da ist der Bezirk zuständig.

Der Bezirk bereitet derzeit den zweiten Bauabschnitt der Kastanienallee vor. Die Anlieger sehen das mit Sorge. Wir werden am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt, so Anwohner Thomas Zoller.

Nach dem, was sie bisher erfahren haben, wird die Straße zu einer Betonpiste ausgebaut. Viele Bäume werden gefällt. Der bisher grüne Mittelstreifen verschwindet. Es soll durchgängig Tempo 50 erlaubt sein. Den dörflichen Charakter, den die Kastanienallee einst hatte, wird sie danach nicht mehr haben.

Weil sie mit der gesamten Entwicklung unzufrieden sind, gründeten Anwohner den Verein für nachhaltige Verkehrsentwicklung Berlin. Dieser arbeitet mit Initiativen der Region zusammen. „Wir gründeten den Verein, um unseren Forderungen Gehör zu verschaffen. Außerdem wollen wir auf unserer Internetseite verkehr-pankow.de informieren, was sich in puncto Verkehrsentwicklung tut“, sagt Thomas Zoller, der erste Vorsitzende des neuen Vereins.

Für die Kastanienallee hat der Verein inzwischen drei Hauptforderungen aufgestellt. Nachts und an den Wochenenden sollte keine Durchfahrt mehr für schwere Lkw gestattet werden. Außerdem ist durchgängig Tempo 30 anzuordnen. Damit orientiert sich der Verein am Koalitionsvertrag der Landesregierung. In dem steht nämlich, dass man Tempo 30 in allen Wohngebieten einführen wolle. Des Weiteren fordert der Verein, dass bisherige Planungen für die Kastanienallee vorerst nicht umgesetzt werden. Derzeit wird der neue Stadtentwicklungsplan Verkehr im Senat erarbeitet. Solange dieser nicht vorliegt, sollte der Baubeginn zurückgestellt werden. Denn erst dann ist klar, wie sich der Verkehr in Berlin weiterentwickelt.

Erster Erfolg des Vereins: Mit Staatssekretär Kirchner und dem Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup (SPD) wurde ein Runder Tisch Kastanienallee vereinbart. An diesem sollen auch Betriebe aus Reinickendorf und die zuständigen Verwaltungen Platz nehmen. Der Runde Tisch soll voraussichtlich noch in diesem Herbst stattfinden. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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