Einzigartig grüner Hof: Anwohner der Wielandstraße 17 kritisieren Stadtrat für Baugenehmigung

Anwohner wollen ihre kleine grüne Oase nicht verlieren. Blick in den Hinterhof in der Wielandstraße, der mit Wohnungen bebaut werden soll. | Foto: KEN
  • Anwohner wollen ihre kleine grüne Oase nicht verlieren. Blick in den Hinterhof in der Wielandstraße, der mit Wohnungen bebaut werden soll.
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Friedenau. Der Bauantrag wurde bewilligt. Anwohner reagieren mit Unverständnis auf die Nachverdichtung. Ein „einzigartig grüner Hof“ werde vernichtet.

„Da ist wohl einer auf dem grünen Auge blind“, sagt Anwohner Wolfgang P. über Jörn Oltmann. Der bündnisgrünemStadtentwicklungsstadtrat hatte gegenüber der Berliner Woche geäußert, der Innenhof des Grundstücks in der Wielandstraße 17, das nun mit neun Eigentumswohnungen bebaut werden soll, sei „eine überwiegend versiegelte Fläche“.

Wolfgang P. kann es nicht glauben. „Der grüne Mann hat nur gesehen, was er sehen wollte, damit er den Bauantrag durchdrücken kann“, sagt er und zeigt eine Anzeige der Hausverwaltung, die die Investorengruppe aus Wien und Florida beim geplanten Bauvorhaben berät und betreut. „Vom Balkon hat man einen schönen Blick in den begrünten Innenhof, der von allen Mietern zum Grillen und Verweilen genutzt werden darf“, ist da unter anderem zu lesen. „Diese Anzeige wurde jahrelang so geschaltet, selbst als schon längst der Bauantrag gestellt war“, betont P. „Wenn jetzt gebaut wird, fällt der begrünte Innenhof natürlich weg.“

Der Hinterhof sei nicht vorwiegend mit Garagen bestanden und zugepflastert, wie Oltmann behaupte, sagt auch Petra M. Sie ist Nachbarin des Grundstücks, auf dem das neue Haus mit den neun Eigentumswohnungen "quer durch das hier entstandene Biotop errichtet werden soll“, und fürchtet wie andere Anwohner um die 200 Jahre alte Buche, die beim Bauen Schaden nehmen könnte.

Dieser Baum, ein „unglaublich schöner, riesengroßer Baum und ein Wunder“, weil er noch existiere, habe hier bereits gestanden, als es Friedenau noch gar nicht gab, sagt M. „Er steht auf unversiegeltem Boden. Denn etwa die Hälfte unseres Grundstücks ist Garten, Rasenfläche und Beete, ebenso wie auf dem Nachbargrundstück.“

Wenn man nachlese, wie lang die Wurzeln eines solchen Baumes sich erstreckten, sei jedem klar, dass das Wurzelwerk der Buche beim Bau der Einfahrt zur geplanten Tiefgarage in erheblichem Maß beschädigt beziehungsweise gekappt werden müsse, meint Petra M. Auch sei ihr die anschließende Bewässerung des Bodens unklar. Sie lädt jeden ein, sich vom grünen Hinterhof und der Situation vor Ort selbst ein Bild zu machen.

Stadtrat Jörn Oltmann vermutet hinter der Kritik eher Ärger über den Wegfall von 28 Stellplätzen als darüber, dass ein grüner Stadtrat gegen ökologisch bedeutsames Grün vorgehe. „Politisch geht es mir darum, eine möglichst kompakte Bauweise auf möglichst versiegelten Flächen zu ermöglichen“, so der Dezernent. „Grün- und Freiflächen sollen möglichst erhalten bleiben. Wohnungsneubau soll mit Augenmaß geschehen und trotzdem werden wir immer häufiger den Konflikt haben, dass Stellplätze wegfallen um Wohnungsbau zu ermöglichen. Dazu stehe ich in einem gewissen Rahmen. Ich mag keine Extreme. Doch im Fall der Wielandstraße halte ich eine Bebauung für angemessen.“ KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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