Leerstand ist Zweckentfremdung: Nachbarschaftsinitiative engagiert sich in Friedenau
Friedenau. „Leerstand ist Zweckentfremdung“, sagt Ingrid Schipper. Die streitbare Ruheständlerin ist aktive Unterstützerin der Nachbarschaftsinitiative „Leerstand“.
Im Fokus des Engagements der Initiative steht das seit Jahren leerstehende Haus an der Ecke Stubenrauch- und Odenwaldstraße. Die Berliner Woche berichtete darüber.
„Die Gruppe hat sich im April 2016 gebildet“, erzählt Ingrid Schipper. Auslöser sei ein Werbeflyer der Internetplattform www.nebenan.de gewesen. „Ich habe mich sofort registriert.“ Inzwischen seien es weit über 60 Aktive und Interessierte. „Es werden täglich mehr.“
Ihre Motive für das Engagement sind vielfältig: Einigen ist der Leerstand ein Dorn im Auge. Andere wollen ein alternatives Wohnprojekt auf die Beine stellen. Andere sind wohnungspolitisch engagiert. Viele sind ehemalige Achtundsechziger.
Die Friedenauer Gruppe hätte es gern, wenn das zusehends verfallende Jugendstilwohnhaus wieder fürs Wohnen nutzbar gemacht werden könnte. 16 Drei- bis Siebenzimmerwohnungen befinden sich hier. „Die großen Wohnungen könnten parzelliert, das Dachgeschoss ausgebaut werden.“ Das Ladengeschäft im Erdgeschoss eignete sich als Café oder Nachbarschaftstreff. Im weitläufigen Keller wäre Platz für Fahrräder und für Musikzimmer, meint Schipper. Die engagierten Friedenauer haben viele Ideen. Zum Beispiel ist im Sommer ein Fest geplant, um die Initiative den anderen Nachbarn näher zu bringen.
Die Nachbarschaftsinitiative hofft auch auf eine Ausweitung der Milieuschutzgebiete im Bezirk und auf eine schärfere Fassung des Zweckentfremdungsverbotsgesetzes, das am 1. Mai 2014 im Land Berlin in Kraft getreten ist.
Das Jugendstilhaus, dessen Wert Ingrid Schipper auf 3,8 Millionen Euro schätzt, ist in Privatbesitz. Und bei der Eigentümerin G. beißt die Initiative auf Granit. Ihre Familie habe andere Pläne mit dem Haus, hat sie Ingrid Schipper im bisher einzigen Telefonat mitgeteilt.
Das Haus ist kein Einzelfall in Friedenau. Schräg gegenüber in Nummer 3 der Stubenrauchstraße, in dem repräsentativen bürgerlichen Wohnhaus hinter einem verwilderten Vorgarten, ist nur noch eine Wohnung belegt. An der Ecke Büsing- und Fröaufstraße stehen ebenfalls viele Wohnungen leer. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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