Der Kunstraum Berlin von Volker Scheurer und Ania Dziezewska
Der Ort ist schon von Weitem zu erkennen. Am Eingang ragt eine fast zweieinhalb Meter hohe, leuchtend blaue Figur auf. „Die Stille Mensch“, so ihr Name, ist die Hüterin des neuen „Kunstraums Berlin“ in Friedenau.
Am Eingang zum ehemaligen Polsterer- und Gardinenladen an der Einmündung der Stier- in die Hauptstraße wird man von Volker Scheurer freundlich begrüßt. An den Wänden hängen riesige Ölgemälde. Es sind hochkomplexe Abstraktionen. Daneben und dazwischen sind winzige bis mannshohe Bronzen sowie Reliefs zu entdecken. Sie zeigen Strenges wie Figurinen, die an Gottesanbeterinnen erinnern, aber auch Wunderliches wie beispielsweise ein Schwein, in dessen Bauch ein Gartenzwerg sitzt.
Volker Scheurer ist Künstler. Seit annähernd 30 Jahren lebt er von seiner Kunst; „mit allen Höhen und Tiefen“, wie der 55-jährige Bildhauer sagt. Die Bilder an der Wand stammen von seiner Frau, der Malerin und Designerin Ania Dziezewska.
Das Künstlerpaar mit zwei fast erwachsenen Kindern, einem Mops und zwei „sehr speziellen Katzen“ in ihrem eigentlichen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Südbaden, in Weil am Rhein im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz, hat einen Sprung quer durch die ganze Republik nach Berlin gemacht und hier in den mehr der Schriftstellerei zugetanen Künstlerkiez Friedenau. Der Kunstraum Berlin ist die Filiale ihres „Kunstraums Kieswerk“. Beides offen für jedermann, beides Galerie und Atelier zugleich.
„Wegen des Wetters und des Klimas sind wir nicht nach Berlin gekommen“, witzelt Volker Scheurer. Berlin sei zur Hauptstadt der Künstler avanciert. Die kämen aus der ganzen Welt, sagt Scheurer. An dieser Internationalität will das Künstlerpaar mitwirken. Und dann liegt Berlin noch auf halbem Weg zwischen Südbaden und Danzig, woher Ania Dziezewska stammt. Friedenau haben sich Scheurer-Dziezewska wegen seiner Geschichte und seines „intakten Gemeinschaftssinns“ ausgesucht.
Das badische Flair, das den Kunstfreund wie den Stammgast der gegenüberliegenden Kneipe gleichermaßen anzieht, könnte in der Tat den Kiez kulturell bereichern. Der Kunstraum von Volker Scheurer und Ania Dziezewska ist nicht als etwas Temporäres gedacht. „Ich bin bodenständig“, sagt Scheurer über sich.
Um ihre Ideen und Pläne „ohne Stress“ und Angst vor steigenden Mieten zu verwirklichen, haben die beiden Künstler den einstigen Laden gekauft. Die Umgestaltung ist noch im Gange. Kleinere Veranstaltungen wie Lesungen oder „Kunst-Apéros“ finden schon statt, die „echte" Eröffnung ist für diesen Sommer geplant. Danach kann das große Vorhaben, ein Artist in Residence-Programm, Form annehmen. Kooperationspartner sind Kunsthochschulen in Danzig, Japan und den USA, wohin das Künstlerehepaar enge Kontakte pflegt.
Schon heute können sich Volker Scheurer und Ania Dziezewska über großen Zuspruch freuen. Bei der letztjährigen Kultour des Vereins Südwestpassage kamen rund 80 Neugierige. „Wir werden im positiven Sinn ständig beobachtet“, amüsiert sich der Künstler. Wie die Kreise, die sich bilden, wenn man einen Stein ins Wasser wirft, wollen Scheurer-Dziezewska sich nach und nach bekannt machen, zunächst in Friedenau, dann in Schöneberg und dann in ganz Berlin.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.