Wahres Glück besteht im Teilen
Theater Morgenstern zeigt neues Stück zum Nachdenken

Szene aus der Weihnachtsgeschichte mit Rebecca-Maria Motzel (links) als Andrea und Antonia Döring als Lady Patricia. | Foto: Theater Morgenstern
  • Szene aus der Weihnachtsgeschichte mit Rebecca-Maria Motzel (links) als Andrea und Antonia Döring als Lady Patricia.
  • Foto: Theater Morgenstern
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Kein Vorhang, keine unbelebte Bühne. Während das Publikum auf den neuen Zuschauerrängen im Schlesiensaal des Rathauses Friedenau Platz nimmt, sind drei Arbeiter am Schuften.

Sie fegen, schleppen schwere Kartoffelsäcke. Derweil räkelt sich eine reiche Landbesitzerin und genießt das Nichtstun. Willkommen im neuen Stück des Kinder- und Jugendtheaters Morgenstern. Das hat das vor rund 20 Jahren erstmals veröffentlichte Weihnachtsmärchen „Am 4. Advent morgens um vier“ des Kinder- und Jugendbuchautors Klaus Kordon für die Bühne bearbeitet. Im Mittelpunkt steht die Frage, was eigentlich Glück ist, und die Erkenntnis, dass nicht Geld allein glücklich machen. Wahres Glück besteht im Teilen dessen, was man besitzt – mit ärmeren Menschen.

Klaus Kordon hat zur Friedenauer Bühnenfassung für Kinder ab sechs geschrieben, es gehe um ein ganz und gar zeitloses Thema. „Schon immer gab es Reichere und Ärmere, und immer gab es Menschen, denen das nicht gefiel, und andere, die das für völlig in Ordnung hielten. Was aber passiert, wenn ein Armer reich wird? Vergisst er dann, wie es ist, arm zu sein? Das hat mich interessiert, deshalb habe ich diese Geschichte geschrieben“, so der Autor, der in Kinder- und Jugendheimen in der DDR aufwuchs, nach einer versuchten Republikflucht in Stasi-Haft saß und 1973 von der Bundesrepublik freigekauft wurde.

Also erlaubt „Am 4. Advent morgens um vier“ kein Zurücklehnen in weihnachtlicher Zuckerwatte- und gebrannter Mandelwohligkeit. Angesichts der scharfen Befehle von Lady Patricia (Antonia Döring), dem Hungern und Frieren der Arbeiter und den dramatischen Bogenstrichen des Cellisten Radu Nagy mögen sich die großen und kleinen Zuschauer eher an Charles Dickens' „A Christmas Carol“ erinnert fühlen. Das steht übrigens auch auf dem Programm des Morgenstern-Theaters. Sind es in Dickens' sozialkritischer Weihnachtsgeschichte Geister, die den Geizhalz Ebenezer Scrooge zum Umdenken bewegen, ist es auf der Morgenstern-Bühne ein Fremder (Maximilian Hintz), der das Blatt wendet. Mehr sei nicht verraten.

Die Zukunft des Theaters Morgenstern sieht indes düster aus. Ein weiterer Förderantrag beim Land Berlin sei abgelehnt worden, so Pascale Senn Koch am Rande der Premiere. Sie hoffe nun auf ein Überbrückungsgeld der Investitionsbank Berlin bis Ostern. Danach ist ohnehin Spielpause bis in den Herbst hinein. Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) saniert und modernisiert den Schlesiensaal.

Ob das Theater dann etwas von den 1,1 Millionen Euro aus dem neuen Topf des Senats für Berlins Kinder- und Jugendtheater abbekommt, weiß Pascale Senn Koch schlichtweg nicht; nur ein fragendes Achselzucken der Theaterprinzipalin.

„Am 4. Advent morgens um vier“, Theater Morgenstern, Rheinstraße 1, 5. und 6. Dezember, 9 und 11.15 Uhr, 8. Dezember 16 Uhr, 22. Dezember 4 Uhr (mit anschließendem Frühstück), sowie 16 Uhr; Karten ab fünf Euro unter Telefon 92 35 59 50 oder [urlnt=http://www.theater-morgenstern.de]www.theater-morgenstern.de[/url]

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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