Film- und Fotopionier ohne Ehrengrab
Urenkel von Ottomar Anschütz bemüht sich seit 2016 um erneute Würdigung

Holger Anschütz , der Urenkel von Ottomar Anschütz, streitet für ein Ehrengrab.
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Wie berichtet, hat der Berliner Senat das über 100 Jahre alte Ehrengrab für Ottomar Anschütz auf dem Friedenauer Friedhof an der Stubenrauchstraße von der Berliner Ehrengrabliste gestrichen. Es gibt Bemühungen der grünen Politiker im Bezirk, das rückgängig zu machen.

Jetzt hat sich auch der Urenkel des Foto- und Filmpioniers, Holger Anschütz, zu Wort gemeldet. „Seit 2016 versuche ich mit Hilfe von verschiedenen Museen und Persönlichkeiten zu erreichen, dass die Grabstätte wieder als Ehrengrab anerkannt wird“, erzählt Holger Anschütz, der im Oberallgäu lebt und eine informative Webseite (www.ottomar-anschuetz.de) zu seinem Urahn betreibt.

Die Streichung sei für ihn sehr schmerzvoll, sagt Anschütz. Die Haltung des Senats sei für ihn nicht nachvollziehbar. Liegt es an Anschütz' großer Nähe zu Wilhelm II.? Sein Urgroßvater Ottomar Anschütz war der Mann, dem der Kaiser persönlich die „Königliche preußische Staatsmedaille in Gold“ überreicht hat. „Der von Berlin aus seine Erfindungen und fotografischen Leistungen in die ganze Welt trug und noch trägt.“

Vor nicht allzu langer Zeit seien seit dem Zweiten Weltkrieg verschollene Anschütz-Fotografien zur großen Freude der Museumsleute in die Berliner Kunstbibliothek zurückgekehrt, berichtet Holger Anschütz. Die Post habe 2016 eine Briefmarke nach einem Foto seines Urgroßvaters herausgebracht; es zeigt die ersten Flugversuche Otto Lilienthals. Im Bundestag hängt ein Foto von Ottomar Anschütz.

Der engagierte Senior hat viel recherchiert und Erstaunliches entdeckt. Zählte man alle Leistungen von Ottomar Anschütz auf, füllte das zehn DIN-A-4-Seiten. Er erfand die erste Pressekamera der Welt, die Goerz-Anschütz-Moment-Kamera. Er war weltweit der erste, der Menschen und Tiere in der Bewegung im Bild festgehalten hat. Heute Ikonen der Fotografie: die Grundsteinlegung des Reichstagsgebäudes, die 120 Aufnahmen fliegender Störche, das Kaisermanöver bei Homburg im März 1884, die ersten Momentaufnahmen der Fotografiegeschichte überhaupt.

Der Film- und Fotopionier mit letztem Wohnsitz in der Wielandstraße 33 in Friedenau hätte laut Holger Anschütz mit seinen „lebenden Bildern“ im „elektrischen Schnellseher“ eigentlich sogar das Kino erfunden. Schon 1887 hatten bei Anschütz die Bilder das Laufen gelernt – vor den Brüdern Lumière und den Brüdern Skladanowsky. „Wann schafft es endlich jemand in der Film- und Kinostadt Berlin, dieses Thema aufzugreifen und Ottomar Anschütz gebührend zu ehren?“, fragt Urenkel Holger Anschütz.

Holger Anschütz , der Urenkel von Ottomar Anschütz, streitet für ein Ehrengrab.
Aus dem Familienalbum der Anschütz': der Berliner Film- und Fotopionier Ottomar Anschütz. | Foto: Holger Anschütz
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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