Les Le Fam schließt Lücke im Osten
Neue Anlaufstelle für Regenbogenfamilien und lesbische Frauen in Lichtenberg

Für den neuen Treffpunkt des Vereins Les Le Fam braucht Constanze Körner noch Inventarspenden. Wer helfen kann, fragt vorab, welche. | Foto: Berit Müller
  • Für den neuen Treffpunkt des Vereins Les Le Fam braucht Constanze Körner noch Inventarspenden. Wer helfen kann, fragt vorab, welche.
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So selbstverständlich wie man angesichts der Bilder vom Christopher Street Day glauben könnte, sind lesbische, schwule und transgender Lebensformen auch in Berlin bis heute nicht. Beratungs- und Hilfsprojekte bestätigen das. In Lichtenberg lässt sich jetzt ein Verein nieder, der lesbischen Frauen und ihren Familien Unterstützung bietet.

Constanze Körner hat 2013 Deutschlands erstes Regenbogenzentrum ins Leben gerufen, sie engagiert sich seit Jahren für homosexuelle Frauen mit und ohne Partnerin oder Kind. Außerdem zählt sie zu einer kleinen Gruppe, die im Februar vorigen Jahres in Berlin den Verein Lesben Leben Familie, kurz Les Le Fam, gründete. Leicht war keines dieser Projekte, Körner ist es gewohnt zu kämpfen. Für ihr Engagement erhielt sie erst kürzlich den Magnus-Hirschfeld-Preis. Vor ihrem nächsten Unternehmen hat sie dennoch ein wenig Respekt.

Am 27. September eröffnet der neue Treffpunkt von Les Le Fam in der Dolgenseestraße 21. „Wir freuen uns zwar sehr, dass wir in Lichtenberg angekommen sind, und wurden hier von den öffentlichen Stellen mit absolut offenen Armen empfangen“, sagt sie. „Trotzdem sind wir ein bisschen aufgeregt. Es gibt ja immer auch Menschen, denen wir nicht so willkommen sind.“

Orte des Rückhalts notwendig

70 Mitglieder hat Les Le Fam inzwischen. Angetreten ist der Verein mit dem Ziel, die Interessen von lesbischen Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen in Politik und Gesellschaft zu vertreten. Zudem will er eine Plattform bieten – für alle, die sich für die rechtliche Gleichstellung, die Akzeptanz und Sichtbarkeit von Regenbogenfamilien einsetzen. Dabei geht es nicht darum, ein Schema durch ein neues zu ersetzen. „Wir verstehen Familie nicht mehr nur als Gruppe verwandter Menschen aus zwei oder drei Generationen“, so Körner. „Familien sind Menschen, die sich umeinander kümmern, die für einander da sind und sorgen – Wahlfamilien eben.“

Warum es immer noch Orte geben muss, an denen homosexuelle Frauen Rat, Rückhalt und Hilfe erfahren, erklärt die engagierte Vereinsgründerin: „Ich kenne viele lesbische Frauen, die im Alter verarmt und einsam sind. Vor nicht allzu langer Zeit sind Frauen nach dem Coming-Out oft von den Familien ausgeschlossen worden. Sie verloren Freunde, mitunter den Arbeitsplatz. Viele blieben allein, auch, wenn sie Kinder großzogen. Das passiert noch heute.“ Während sich homosexuelle Männer schon immer besser vernetzt hätten und es inzwischen in der Stadt zahlreiche schwule Projekte und Einrichtungen gebe, bleibe für lesbische Frauen in dieser Hinsicht noch viel zu tun, sagt Körner. „Gerade im Osten fehlen Anlaufstellen."

Diese Lücke will Les Le Fam schließen – mit dem neuen Treffpunkt in der Dolgenseestraße 21. Die Räume hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft Howoge zur Verfügung gestellt. Außerdem bekommt der Verein finanzielle Unterstützung aus dem Senatsprogramm Freiwilliges Engagement In Nachbarschaften (FEIN). So kann er nun Angebote entwickeln, die für Lesben, Regenbogenfamilien und die queere Community offen sind.

Inventar spenden

Für die Einrichtung des Domizils brauchen die Aktivistinnen noch diverse Alltagsgegenstände. „Wir freuen uns über Teller, Tassen, Besteck, Spielzeug, Schränke und einen Schreibtisch“, sagt Körner. Was genau willkommen ist, sollten potenzielle Spender aber vorher erfragen, per E-Mail an info@leslefam.de oder unter 43 92 15 85. Mehr über den Verein erfährt man unter www.leslefam.de.

Übrigens: Ebenfalls neu ist der Lesben*Treff Ost an jedem dritten Dienstag im Monat von 17 bis 21.30 Uhr im Café Maggie in der Frankfurter Allee 205. Es wird zusammen gekocht, gequatscht und diskutiert, außerdem planen die Frauen gemeinsame Unternehmungen.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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