"Rampenleger" sichern altersgerechtes Wohnen ab

Friedrichshain-Kreuzberg. Wir alle werden älter. Und damit auch gebrechlicher. Unsere Umwelt ist darauf aber noch kaum eingerichtet.

Das beginnt bei den eigenen vier Wänden. Nicht nur, dass sich die wenigsten in jungen Jahren Gedanken machen, ob die Wohnung auch dann noch den Ansprüchen genügt, wenn wir nicht mehr fit und flink sind, auch bei der Planung und beim Bau spielen solche Fragen noch immer eine untergeordnete Rolle. Nur ein geringer Prozentsatz der Gebäude in Deutschland genügt den Ansprüchen für altersgerechtes oder barrierfreies Wohnen.Ändern will das in Friedrichshain-Kreuzberg das Projekt "Die Rampenleger". Die bis Anfang kommenden Jahres aus öffentlichen Mitteln unterstützte Initiative gibt nicht nur Tipps, sondern hat auch das entsprechende handwerkliche Know-how in der Hinterhand.

Denn als einen der ersten Schritte machten sich die Rampenleger daran, ein Netzwerk aus Unternehmen aufzubauen, die in dieser Richtung ihre Dienste anbieten können. Dazu gehörte auch entsprechende Qualifizierungsberatung. "Jeder Fachbetrieb wird Ihnen sagen - ein auf die Bedürfnisse von Senioren oder Behinderten ausgerichteter Umbau ist kein Problem", sagt Projektleiterin Luna Weineck. "Die Frage ist aber oft, ob Kosten und Nutzen wirklich in Einklang stehen."

Das zu gewährleisten ist die Aufgabe von Rüdiger Darmer. Der gelernte Schreiner beschäftigt sich bereits seit Jahren mit den Folgen des demographischen Wandels und hat sich darauf mit seiner Firma "DocDarmer" in der Rigaer Straße spezialisiert. Er fährt zu Menschen, die sich an die Rampenleger gewandt haben, weil ihnen ihre bisherige Wohnungsausstattung immer größere Probleme macht. Darmer inspiziert die Einrichtung und listet auf, was in jedem Fall gemacht werden muss, soll oder auch nur kann. Gerade bei diesem Kundenkreis sei eine spezielle Ansprache und Fimgerspitzengefühl wichtig, sagt er.

"Manchmal sind nur kleine Eingriffe nötig, um zumindest für einige weitere Zeit den Verbleib in der gewohnten Umgebung zu sichern." Zum Beispiel das Versetzen eines Handtuchhalters im Bad. Menschen, die schwer hören und deshalb das Tür- und Telefonklingeln nicht mehr bemerken, sei oft mit einem optischen Signal geholfen. Etwa einer Leuchte, die aufblinkt, wenn jemand anruft oder vor der Wohnung steht.

Kommt es zum Umbau, greift Darmer auf das Netzwerk der Rampenleger zurück. Was dort wiederum zu Aufträgen und Beschäftigung führt. Die Senioren- und Behinderten gerechte Instandsetzung werde in den kommenden Jahren zu einem Mega-Markt, sagt Luna Weineck. "Umso früher sollten sich Unternehmen darauf einstellen und ihre Mitarbeiter entsprechend schulen." Gerade auch die älteren Beschäftigten, die auf Grund ihrer Lebens- und Berufserfahrung häufig einen besseren Draht zu den Auftraggebern meist im Rentenalter finden. Gleichzeitig werden im Rahmen der Rampenleger Praktika für Jugendliche in den Netzwerkfirmen vermittelt. Mit dem Ziel dem einen oder anderen auf diese Weise einen Ausbildungsplatz zu verschaffen.

Schließlich macht die Initiative ihre potentiellen Kunden auch auf mögliche finanziellen Hilfen bei ihrer altersbedingten Renovierung aufmerksam. Auch in diesem Dickicht unterschiedlicher Fördertöpfe seien viele überfordert, meint Luna Weineck und fordert hier allgemein ein Umdenken. "Krankenkassen und die öffentliche Hand sollten viel mehr überlegen, was für sie unter dem Strich billiger ist. Veränderungen im eigenen Umfeld unterstützen oder den teuren Platz in einem Heim bezahlen."

Informationen zu den Rampenlegern unter 51 64 13 29, E-Mail: kontakt@die-rampenleger.de, Internet: www.die-rampenleger.de.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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