"Angekommen in Absurdistan": Anwohner drängen auf naturnahen Uferabschnitt
Einige Gatower bemühen sich seit Längerem um die Renaturierung eines Uferabschnitts an der Kleinen Badewiese. Bisher erfolglos. "Die eine Behörde kann nicht", sagen die Anwohner. "Die andere will nicht."
Nach dem Willen einer Gruppe von Gatowern müsste ein gut 50 Meter langer Uferabschnitt an der Unterhavel endlich renaturiert werden. Er liegt im südlichen Bereich der Kleinen Badewiese am rechten Ufer und ist seit dem Zweiten Weltkrieg mit einer steilen Aufpflasterung massiver Hexaeder-Steine verbaut. „Ein natürlicher Ufersaum, der flach in das Havelwasser ausläuft, kann sich deshalb hier nicht herausbilden“, erklärt Lothar Staeck, Sprecher der Gruppe. Der steile Steinwall wurde damals angelegt, damit Lastschiffe anlegen konnten, die Flugbenzin für den Flugplatz Gatow geladen hatten. „Der Krieg ist seit 70 Jahren vorbei, die Verbauung des Ufers aber ist geblieben, sodass sich kein natürlicher Ufersaum aus flachen Sandbuchten und Röhrichtbestand bilden konnte“, sagt Lothar Staeck.
Das wollen die Gatower ändern und fordern deshalb die Renaturierung des Uferabschnitts. Bisher allerdings erfolglos. Die Unterhavel ist eine Bundeswasserstraße, für das Ufer ist das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) zuständig. Das Amt haben die Gatower auch bereits angeschrieben. „Man hat uns jedoch mitgeteilt, dass das Amt lediglich zur Aufrechterhaltung der Sicherheit für den durchgehenden Schiffsverkehr tätig wird und Uferbereiche, die dem nicht entgegenstehen, vom WSA nicht verändert werden“, zitiert Staeck aus der Antwort. Für die nächsten fünf bis acht Jahre könne das Amt deshalb keine Zusage zur Umgestaltung des Uferabschnitts geben.
Bundesprogramm "Blaues Band" will die Renaturierung
Für die Gatower ist diese Antwort höchst unbefriedigend. Denn damit stellt sich das WSA aus ihrer Sicht gegen das im Koalitionsvertrag vereinbarte und im Februar 2017 im Bundeskabinett beschlossene Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“, das zum Ziel hat, nicht mehr benötigte Infrastruktur der Bundeswasserstraßen zurückzubauen und Uferwege naturnah zu renaturieren.
Baustadtrat Frank Bewig (CDU) haben die Gatower ebenfalls eingeschaltet. „Für uns ist das Ansinnen nachvollziehbar“, sagt der Stadtrat. Jedoch sehe seine Amt keine Möglichkeit, den Uferabschnitt rückzubauen. „Uns fehlen ja schon die Mittel für unsere eigenen Grünflächen.“
„Damit sind wir in Absurdistan angekommen“, sagt Lothar Staeck. „Es geht um ein Areal, für das die öffentliche Hand als Eigentümerin die Verantwortung zu übernehmen hat. Doch die eine Behörde will nicht, die andere kann nicht“. Dabei verschlinge der 50 Meter lange Uferabschnitt keine riesigen Summen. "Wir fordern jetzt konkrete Planungsschritte", sagt Staeck, "auch wenn es noch einige Jahre dauert, bis man hier tätig wird."
Politischer Druck kommt von Kai Wegner (CDU). Der Spandauer Bundestagsabgeordnete hat an das Bundesverkehrsministerium geschrieben mit der Bitte, den Vorgang zu prüfen. Denn ein naturnah renaturierter Ufersaum könnte nicht nur Lebensraum für Amphibien, Insekten und Vögel werden, sondern auch Akzente für Freizeit und Erholung setzen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.