Eltern-Taxis gefährden Kids vor Eichenwald-Schule
"Das macht kaum Spaß und ist auch gefährlich"
Beschwerden über das morgendliche Verkehrschaos vor der Grundschule am Eichenwald gibt es schon lange. Die SPD fordert Halteverbote, die Schüler wollen ihren Schulweg zur Fußgängerzone machen, und auch der Automobil Club Europa (ACE) kritisiert ihn als unsicher.
Viel Verkehr, riskante Wendemanöver, wenig Rücksicht: Vor der Grundschule am Eichenwald sorgen „Eltern-Taxis“ allmorgendlich für einen unsicheren Schulweg. Dabei sind die zwei großen Hinweisschilder „Stopp! Ab hier laufen wir“ vorn an der Kreuzung am Gaismannshofer Weg nicht zu übersehen. Dennoch biegen viele Eltern immer wieder in schmale Sackgasse ein, um ihre Kinder direkt vor dem Schultor abzusetzen. Auch Lehrer fahren zu ihrem Parkplatz auf dem Schulgelände durch. Vor dem Tor kommt es dann zu riskanten Wendemanövern, und weil die Straße so eng ist, weichen die Autos bei Gegenverkehr auf den Gehweg aus. Mittendrin die Kinder, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind. Frank Fleischhauer und Hans-Joachim Hacker vom ACE (Region Ost) zählen an diesem Montagmorgen, 27. Mai, 13 Fahrzeuge, die vor dem Schultor wenden oder rückwärts fahren. Zu wenige halten sich an die Hinweisschilder und meiden die Sackgasse. „An anderen Schulen erleben wir zwar noch schlimmere Situationen“, sagt Fleischhauer. „Aber auch hier muss dringend etwas getan werden.“
Der ACE ist an diesem Morgen nicht zufällig vor der Grundschule. Die Spandauer SPD-Abgeordnete Bettina Domer hatte den Vor-Ort-Termin im Rahmen der „Fraktion vor Ort“ verabredet. Denn der ACE führt bundesweit die Verkehrssicherheits-Initiative „Goodbye Eltern-Taxi“ durch. Eltern-Taxis vor Schulen sind mittlerweile fast überall ein Problem.
"Es passieren zu wenig Unfälle"
Die Eichenwald-Grundschule gehört schon seit Jahren dazu, auch oder gerade wegen ihrer baulichen und verkehrlichen Besonderheit. Doch: „Hinweisschilder, Vor-Ort-Termine mit der Polizei und dem zuständigen Stadtrat haben bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht“, sagt Domer, die mit der SPD-Fraktion schon länger am Thema dran ist. Das bestätigen auch Jochen Liedtke, Vorsitzender des Verkehrsaussschusses der BVV, und Elternvertreter Richard Fronia, die bei der ACE-Aktion dabei sind. „Unsere Anträge wurden vom Bezirksamt nicht umgesetzt, da die Straßenverkehrsbehörde rechtlich hier keinen Handlungsbedarf sieht“, sagt Liedtke. Will heißen, es gibt gar keine oder zu wenige Unfälle vor der Schule, die ein Durchfahrtsverbot oder ein absolutes Halteverbot rechtfertigen würden. Was bei Elternvertretern auf Unverständnis stößt. „Das ist definitiv kein sicherer Schulweg hier“, sagt Richard Fronia.
Bauliche Lösungen wären zum Beispiel „Kiss & Go Parkplätze“ oder Querungshilfen. „Wenn das nicht möglich ist, sollten Halteverbotsschilder aufgestellt werden, um die verantwortlichen Eltern zum Umdenken zu bewegen“, fordert Domer. Die SPD-Fraktion hatte zuletzt im Januar einen Antrag in der BVV vorgelegt, der die Sicherheit vor der Grundschule erhöhen soll. Mit Halteverboten und farblichen Fahrbahnmarkierungen auf dem Gaismannshofer Weg. Derzeit gilt vor der Grundschule nur ein eingeschränktes Halteverbot. In ihrer April-Sitzung stimmten die Bezirksverordneten diesem Antrag mehrheitlich zu.
Schülerin stellt Antrag auf Fußgängerzone
Doch auch die Kinder wollen eine Lösung. So stellte jetzt eine Schülerin in der Generationen-BVV den Antrag, den Gaismannshofer Weg zur Fußgängerzone zu machen. „Viele Kinder kommen im Sommer mit dem Fahrrad. Das macht dann allerdings in der Straße kaum Spaß und ist auch sehr gefährlich“, schreibt Lida Atli. Denn: „Jetzt ist es so, dass jeden Morgen, aber auch nachmittags, viele Eltern mit ihren Autos in die Straße hineinfahren, um ihre Kinder direkt bis zum Schultor an den Wendekreis zu fahren. Blöd ist dabei, dass auch viele Kinder zu Fuß unterwegs sind und dabei auch mitunter über den Wendekreis laufen. Dies ist oft gefährlich, da die Autofahrer manchmal nur wenig Rücksicht auf die zu Fuß laufenden Kinder nehmen. Vielleicht sehen sie die Kinder auch nicht richtig, weil sie es so eilig haben.“ Den Jugend-Antrag muss jetzt noch der Verkehrsausschuss beraten, bevor er zur Abstimmung zurück in die BVV geht.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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