Bamihlstraße soll zur Einbahnstraße werden
Durchgangsverkehr stresst Anwohner

Zu viel Durchgangsverkehr: Bamihlstraße soll zur Einbahnstraße werden, fordert Anwohner Klaus Kleemann.  | Foto: Ulrike Kiefert
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In der Bamihlstraße kommt der Verkehr aus allen Richtungen. Zum Ärger von Anwohnern dient die Straße vielen Autofahrern als Abkürzungsstrecke. Eine Einbahnstraßenregelung soll zwar kommen. Das dauert aber noch.

Lieferwagen, Lkw, Reisebusse, Sattelschlepper. „Hier fährt alles durch“, sagt Klaus Kleemann. Unerträglich sei das, klagt der Anwohner. Eine ruhige Nebenstraße ist die Bamihlstraße längst nicht mehr. Sie ist zur Durchgangsstraße geworden. Besonders für den Verkehr, der von der Rauchstraße ins Carossa-Quartier will und abkürzt über die Bamihlstraße.

Verschlimmert hat den Verkehr eine Baustelle auf der Goltzstraße. Autofahrer, die von der Streitstraße über die Goltzstraße zur nächsten Hauptstraße (Rauchstraße) wollten, kamen dort nicht weiter. Zwangsläufig bogen sie in die Carossastraße ab, um dann über die Bamihlstraße zur Rauchstraße zu kommen. Über Wochen ging das so. Die Baustelle ist seit Ende September wieder weg. Aber die Berliner Wasserbetriebe erneuern und sanieren noch bis November in der Streitstraße und umliegenden Nebenstraßen ihre Regen- und Schmutzwasserkanäle und wechseln punktuell Trinkwasserleitungen aus. Die nächste Sperre ist also programmiert.

"Nicht für Durchgangsverkehr gemacht"

Mit oder ohne Baustelle: Für Klaus Kleemann ist das Maß voll. Seit 55 Jahren wohnt er in der Bamihlstraße und beobachtet, wie der Verkehr von Jahr zu Jahr zunimmt. Für die Anwohner sei das eine Qual, sagt er. Die Bamihlstraße ist nur etwa 180 Meter lang und wegen der parkenden Autos nur einspurig befahrbar. „Für einen so hohen Durchgangsverkehr ist sie einfach nicht gemacht.“

Und nicht nur das. In der Straße gilt Tempo 30. Doch etliche Autofahrer ignorieren die Geschwindigkeitsbegrenzung, kritisiert Kleemann. Hinzu kommt der Schwerlastverkehr, obwohl die Bamihlstraße für über 3,5 Tonner verboten ist. „Lärm und Abgase sind kaum auszuhalten. Im Sommer auf dem Balkon sitzen? Das geht gar nicht.“

BVV stimmt Antrag schon 2010 zu

Dabei war die Bamihlstraße bis 2010 noch Sackgasse. Doch als die Straße „Am Maselakepark“ fertig wurde, öffnete man die Bamihlstraße und der Verkehr stieg sprunghaft an. Das Bezirksamt und mehrere Lokalpolitiker hat Klaus Kleemann schon angesprochen. „Alle haben zugehört, aber keiner hat geholfen. Weder CDU, SPD noch die Grünen.“ Was er und andere Anwohner sich wünschen? Mehr Kontrollen und eine Einbahnstraßenregelung. Diese Forderung ist nicht neu. Vor genau neun Jahren hatte das die CDU-Fraktion in der BVV beantragt. Um den Abkürzungsverkehr zu minimieren und Radfahrer besser zu schützen. Denn die Bamihlstraße gehört zum „Havel-Radweg“ und der „Königin-Luise-Route“. Damals ging der Antrag in der BVV auch durch, passiert ist aber bis heute nichts.

Immerhin, es gibt ein Verkehrskonzept für die Bamihlstraße. Das sieht eine Einbahnstraßenregelung vor und zwar von der Rauchstraße in Richtung Chamissostraße und von der Carossastraße in Richtung Chamissostraße. Wer von der Rauchstraße in die Bamihlstraße abbiegt, muss also gleich wieder rechts in die Chamisso rein. Und wer vom „Am Maselakepark“ zur Rauchstraße will, kommt nicht mehr über die Bamihlstraße. „Dafür muss der Kreuzungsbereich in der Chamissostraße erheblich umgebaut werden“, teilt Baustadtrat Frank Bewig (CDU) auf Nachfrage mit. Das passiere aber erst, wenn im Carossa-Quartier die Wohnbebauung fertig ist. Dann soll auch die Einbahnstraßenregelung verkehrsrechtlich angeordnet werden.

"Wir können ja nicht alle Zugänge schließen"

Das Bezirksamt ist gerade dabei, das Planungsrecht (B-Plan) für das Quartier zu schaffen. Der städtebauliche Vertrag mit dem Investor soll folgen. Ist die private Bebauung beendet, die frühestens 2020 beginnen könnte, will das Bezirksamt alle nötigen Maßnahmen im öffentlichen Straßenland zügig vorantreiben. „Eine Besserung ist also nach Fertigstellung der Bebauung in Sicht“, so Frank Bewig. Allerdings gelte auch hier: Solange der ÖPNV nicht grundsätzlich verbessert werde, steige der motorisierte Individualverkehr bei wachsender Bevölkerung. „Und es wird leider auch nicht zu verhindern sein“, so der Stadtrat, „dass ein Teil der Autofahrer weiterhin durch Wohnquartiere abkürzen wird. Wir können ja nicht alle Zugänge schließen.“

Wie berichtet, wird das rund sechs Hektar große Gebiet zwischen Goltzstraße, Carossastraße, „Am Maselakepark“ und Streitstraße – mit Ausnahme des Grundstücks Am Maselakepark 21 – von einer gewerblichen in eine Wohnnutzung umgewandelt. Dort entstehen etwa 1200 Wohnungen: öffentlich geförderte Mietwohnungen, Eigentumswohnungen mit Loft-Charakter und ein Boarding-House mit Mikro-Appartements. Der Hertlein-Bau (ehemals Luftfahrtgerätewerk) in der Quartiersmitte soll für 210 Wohnungen denkmalgerecht saniert und teilweise um ein Staffelgeschoss aufgestockt werden.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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